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Warum eine Ampel die Gesundheit beeinflussen kann

Jeden Morgen, wenn wir uns auf den täglichen Weg zur Arbeit begeben, müssen wir auch zahllose Ampeln passieren. Dabei ist es natürlich ärgerlich, wenn man eine rote Welle erwischt und an jeder Ampel warten muss. Mehr aber auch nicht. So dachte man zumindest bisher. Eine Studie aus England hat sich der Thematik angenommen und so ergab sich, dass die Wartezeit an Ampeln rund zwei Prozent der täglichen Fahrtzeit auf dem Weg zur Arbeit ausmacht. Trotzdem sind diese zwei Prozent der Fahrzeit gefährlich, denn in dieser Zeit sind die Autofahrer gleich einem Viertel der anfallenden Schadstoffe auf der gesamten Fahrt ausgesetzt. So ergab die Studie, dass gerade beim Anfahren an einer wieder auf grün geschalteten Ampel die Schadstoffe in die Höhe schnellen. Das zumindest geht aus den Ausführungen von Prashant Kumar und Anju Goel in der Fachzeitschrift „Atmospheric Environment“ hervor. Auch Manfred Boltze von der Technischen Universität in Darmstadt erklärte, dass das Thema bisher zu sehr vernachlässigt werde.

Feinstaubbelastung kann zu ernsthaften Folgen führen

So erklärte Boltze, dass in Deutschland drei Mal so viele Menschen vorzeitig sterben, weil sie abgasbedingtem Feinstaub ausgesetzt sind, wie an Verkehrsunfällen. Dabei sind nicht nur Autofahrer betroffen, sondern ebenfalls Radfahrer, Fußgänger und Passagiere im Bus. Sie alle sind den feinsten Nanopartikeln aus dem Straßenverkehr ausgesetzt, die sich tief in der Lunge absetzen und so das Risiko, an Atemwegs-, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken, deutlich steigern.

Im Durchschnitt verbringen der aktuellen Studie zufolge britische Pendler rund 1,5 Stunden pro Tag am Steuer. Die Wissenschaftler hatten es sich in ihrer Studie zum Ziel gesetzt, ausgehend von diesen Zahlen zu ermitteln, welchen Konzentrationen an Schadstoffen die Pendler dabei ausgesetzt sind. Sie fuhren dafür eine sechs Kilometer lange Strecke mit zehn Ampeln unter verschiedenen Bedingungen ab. So wurden die Fenster mal geöffnet, mal geschlossen, die Lüftung mal ein- und mal ausgeschaltet.

So wurde die Feinstaubbelastung gemessen

Gemessen wurde während dieser Fahrten die Konzentration der Nanopartikel, die zwischen fünf und 560 Nanometer Durchmesser aufweisen. Sie wurden sowohl in der Außen-, wie auch in der Innenluft gemessen. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Teilchenkonzentration an Ampeln deutlich anstieg. Dies machte sich besonders stark bemerkbar, wenn die Fahrzeuge an einer gerade umgeschalteten Ampel wieder anfahren und somit mehr Treibstoff verbrennen. Die Belastung der Innenluft schnellte zum Teil um den Faktor 29 gegenüber der Luft im fließenden Verkehr nach oben.

Insgesamt ergeben sich etwa sechs Mal höhere Werte beim Anfahren als beim Stehen. Die Belastung der Innenluft konnte bei abgeschalteter Lüftung deutlich gesenkt werden. Diese Luftverschmutzung ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor, hat doch selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesen zu einem Hauptrisikofaktor gemacht.

Steigende Fahrzeuganzahl führt zu höheren Feinstaubbelastungen

Während die durchschnittliche tägliche Fahrzeit sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert hat, drängen in der gleichen Zeit jedoch zunehmend mehr Fahrzeuge auf die Straßen. Dementsprechend steigt die Luftverschmutzung deutlich an, der wir uns beim täglichen Pendeln aussetzen müssen. Kumar erklärt daher, dass sich Autofahrer der erhöhten Gesundheitsgefahren an Ampeln bewusst werden müssten. Er rät Autofahrern dazu, an viel frequentierten Ampeln  die Fenster zu schließen, die Lüftung abzuschalten und einen möglichst großen Abstand zum Vordermann einzuhalten. Fußgänger sollten stark frequentierte Ampeln möglichst meiden.

Boltze hält Studienergebnisse für plausibel

Auch Boltze hält die Ergebnisse der Studie für plausibel, wenngleich er an der Studie nicht beteiligt war. Die Situation in Großbritannien ähnele aber der in Deutschland. Etwa 10.000 Menschen sollen hierzulande pro Jahr an der Feinstaubbelastung aus dem Verkehrsaufkommen sterben. Das sind drei Mal so viele wie durch Unfälle sterben. Boltze fordert daher eine Modernisierung der Ampelanlagen als Präventionsmaßnahme.

So sind die Ampelanlagen in vielen Städten noch nicht miteinander vernetzt oder man nutzt veraltete Steuergeräte und Software. Zudem sollten Autofahrer ihre Lüftungsfilter regelmäßig warten und austauschen, um die Gefahr zu minimieren. Auch Verkehrsplaner müssten mit einbezogen werden. Radwege sollten nach Möglichkeit nicht direkt an den großen Straßen einen Radweg erhalten, sondern abseits von diesen. Sie atmen den Feinstaub nämlich ungefiltert ein und gehen an großen, stark befahrenen Straßen auch ein erhöhtes Risiko für Unfälle ein.

Quelle: Welt

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