In Deutschland hat im abgelaufenen Jahr jeder zehnte Arbeitnehmer Überstunden geleistet, also mehr gearbeitet, als vertraglich vereinbart war. Wie aus Angaben des Statistischen Bundesamts hervorgeht, wurden auch längst nicht alle Überstunden finanziell abgegolten und bezahlt.
Im Schnitt haben im letzten Jahr 4,5 Millionen Menschen Überstunden geleistet, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab. Das entspricht gut zwölf Prozent der 37,8 Millionen abhängig Beschäftigten in Deutschland. Zu ihnen zählen Angestellte, Arbeiter, Beamte und Auszubildende. Mit einem Anteil von 14 Prozent leisteten Männer etwas mehr Überstunden als Frauen, deren Anteil bei zehn Prozent lag.
Überstunden bei Banken und Versicherungen
Besonders häufig sind Überstunden bei Banken und Versicherungen sowie in der Energieversorgung. In diesen Branchen war ein knappes Fünftel der Mitarbeiter noch nach Feierabend aktiv. Am wenigsten Überstunden (sechs Prozent) wurden im Gastgewerbe geleistet. In der Kunst- und Unterhaltungsbranche lag der Überstundenanteil nur bei acht Prozent. Als Hauptgrund dafür gibt das Statistische Bundesamt allerdings die Beschränkungen für diese Branchen aufgrund der Coronapandemie an.
Wie die Statistiker weiter ausführten, war die Mehrarbeit für die meisten Beschäftigten auf wenige Stunden pro Woche beschränkt. Ein knappes Drittel der Beschäftigten leistete aber mindestens 15 Stunden Mehrarbeit pro Woche.
Überstunden werden nicht immer vergütet
Der Einsatz wird allerdings nicht immer belohnt. 22 Prozent der Beschäftigten leisten den Angaben zufolge unbezahlte Überstunden. Gut 18 Prozent erhalten die Mehrarbeit bezahlt und der überwiegende Teil (72 Prozent) nutzt ein Arbeitszeitkonto. Zum Teil werden aber zwei oder gar alle Varianten miteinander verbunden.
Die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht die Zahlen als „beunruhigend“ an. Sie sprach davon, „wie unnötig und kontraproduktiv Diskussionen über eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit sind“. Stattdessen müsse man sich „um attraktive Arbeitsbedingungen kümmern“, um Fachkräfte auch tatsächlich zu halten. Zu diesen zählten unter anderem Arbeitszeitarrangements, mit denen Spielräume für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben geschaffen werden.
Zuletzt kam der Vorschlag zur Erhöhung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich von Siegfried Russwurm, seines Zeichens Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Alleine im Handwerk fehlen in Deutschland nach Schätzungen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) gut 250.000 Mitarbeiter. Ein eklatanter Personalmangel herrscht aber auch in anderen Branchen, wie der Gastronomie oder dem Luftverkehr.
BrittaL ist „Baujahr“ 1983. Sie verfügt über eine kaufmännische Ausbildung und zählt sich zu den echten Tierfreunden. Ihre Interessen sind breit gefächert.
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