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Tourismus: Besteigungen des Ätna sind „ein Spiel mit dem Feuer“

Mount Etna volcano at sunset

Es mag sehr reizvoll sein, dass Naturschauspiel eines Vulkans aus der Nähe zu bewundern. Doch das Beispiel Ätna zeigt die damit verbundenen Gefahren.

Der neueste Ausbruch des Ätna sollte sowohl Veranstalter von Führungen als auch Touristen zum Nachdenken bringen. Offiziellen Angaben zufolge produzierte der Vulkan am 2. Juni 2025 gegen 11:24 Uhr Ortszeit einen pyroklastischen Strom. Er durchfloss das Valle de Bove und erreichte auch Regionen, in denen regelmäßig Wanderer unterwegs sind. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (kurz IGNV) bestätigte offiziell den Abgang eines solchen Stroms, konnte allerdings bisher noch keine genauen Angaben zu möglichen Opfern machen.

Braucht der Ätna verstärkte Sicherheitsmaßnahmen?

Der auf Sizilien gelegene Berg führt die Rangliste der aktivsten Vulkane in Europa an. Dennoch befindet sich an der Flanke des Ätna eine Seilbahn mit dem Namen „Funivia dell’Etna“. Sie bringt Wanderer bis auf eine Höhe von 2.500 Metern. Weitere 500 Höhenmeter lassen sich mit speziellen Bussen überwinden. Der höchste Punkt des Ätna liegt 3.403 Meter über dem Meeresspiegel. Die aktuelle Seilbahn ist seit dem Jahr 2004 in Betrieb und der Nachfolger der beim Ausbruch von 2002 zerstörten Seilbahn, deren Talstation an der Berghütte „Rifugio Sapienza“ lag. Für die Besteigung des Ätna gelten so gut wie keine Restriktionen, obwohl er in jüngster Vergangenheit eine immense Aktivität zeigte. Das ist etwas verwunderlich, denn für den ebenfalls auf Sizilien gelegenen Vulkan Stromboli haben die italienischen Behörden aus Sicherheitsgründen strenge Beschränkungen für Besteigungen verhängt. Er produziert ebenfalls bei Ausbrüchen häufig pyroklastische Ströme, weshalb Besichtigungen in der Regel nur aus sicherer Distanz vom Wasser aus möglich sind.

Was macht pyroklastische Ströme so gefährlich?

Bei den pyroklastischen Strömen handelt es sich um ein Gemisch aus Gasen und festen Partikel, die bei explosiven Eruptionen von Vulkanen entstehen. Diese treten häufig ohne nennenswerte Vorzeichen auf. Die größte Gefahr resultiert aus den extrem hohen Temperaturen, die im Inneren solcher Ströme herrschen. Sie betragen bis zu 800 Grad Celsius. Zudem rasen sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Kilometern pro Stunde die Flanken der Vulkane hinab und breiten sich darüber hinaus auch auf angrenzenden (horizontalen) Landflächen und sogar über Wasserflächen aus. Die enorme Geschwindigkeit macht es unmöglich, sich nach dem Austritt aus dem Vulkanschlot in Sicherheit zu bringen. Ein bedeutendes Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist ein pyroklastischer Strom im Jahr 1902 am Montagne Pelée, der rund 29.000 Todesopfer forderte. Im Jahr 1980 sorgte ein pyroklastischer Strom am Mount St. Helens für Aufmerksamkeit. Er verwüstete eine Fläche von mehr als 1.100 Quadratkilometern. Die größte Häufigkeit solcher Ströme in den letzten Jahrzehnten produzierte der in Japan gelegene Vulkan Unzen bei seinen Ausbrüchen zwischen 1989 und 1995.

Quelle: INGV, Global Volcanism Program

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