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Strompreise klettern 2017 kräftig nach oben

Gut 50 Euro mehr pro Jahr müssen private Haushalte ab 2017 für Strom einrechnen. Zwar gab es 2016 quasi keine Strompreiserhöhungen, doch diese Verschnaufpause ist nun beendet. Ab Anfang 2017 wird Strom für Millionen deutsche Haushalte teurer, wie bundesweite Vergleiche der Preisportale Check24 und Verivox ergaben. Erhöhungen der Strompreise müssen die Anbieter mindestens sechs Wochen vorher ankündigen. Bis zum Stichtag Anfang dieser Woche haben bereits 208 Stromanbieter diese Preiserhöhungen angekündigt. Sie belaufen sich auf durchschnittlich 3,5 Prozent, wie Oliver Bohr, Geschäftsführer Energie bei Check24 bestätigte. Das sind etwa 50 Euro pro Jahr und Haushalt mehr. Allerdings geht er insgesamt von Preissteigerungen um vier bis fünf Prozent für das kommende Jahr aus. Bei Verivox kam man sogar auf 250 Stromanbieter, die ihre Preise erhöhen wollen.

Zweite Preiswelle für Strompreise erwartet

Die großen Anbieter RWE/Innogy, Vattenfall, EnBW und Eon halten sich bisher zurück. Sie wollen offenbar die Preise über den Jahreswechsel stabil halten, können aber jederzeit im laufenden Jahr nachziehen. Jan Lengerke, Mitglied in der Geschäftsleitung von Verivox erklärte dazu, dass man in den vergangenen Jahren beobachtet habe, dass viele Anbieter zwar zum Jahreswechsel keine Strompreiserhöhungen durchführen, wohl aber im laufenden Jahr. Daher rechne man fest mit einer zweiten Preiswelle bei den Strompreisen, die man für das kommende Frühjahr erwartet.

Die Gründe für die neuerlichen Preisanstiege sind aber nicht die Stromkosten an sich, denn an den Strombörsen sind die Beschaffungspreise weiter recht niedrig. Es gab sogar im ersten Halbjahr 2016 ein Absinken auf jahrelange Tiefstwerte. Stattdessen wird die Ökostrom-Umlage als Hauptgrund für die Preiserhöhungen angegeben. Diese steigt im kommenden Jahr um satte 8,3 Prozent auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Auch die Kosten für die Stromnetze schnellen ab 2017 nach oben. Zusammen machen diese beiden Kostenarten gut die Hälfte des gesamten Strompreises aus. Wie Gero Lücking vom Stromanbieter Lichtblick erklärt, sind die Netzentgelte der wichtigste Kostentreiber bei den Strompreisen. Sie werden in den allermeisten Regionen Deutschlands im kommenden Jahr weiter ansteigen, so dass man flächendeckend mit Strompreiserhöhungen rechnen muss.

Zu hohe Netzentgelte für Stromanbieter?

Lücking wirft aufgrund dieser Tatsache den Stadtwerken und Stromkonzernen vor, dass sie zu hohe Renditen kassieren. Zudem kritisieren Experten, dass die Stromkunden über Netzentgelte und EEG-Umlage kräftig für die Energiewende in die Tasche greifen müssen. Laut Bundesnetzagentur werden im kommenden Jahr Ausgaben aus der EEG-Umlage von 29,5 Milliarden Euro anfallen. Die Einnahmen, die der Ökostrom mit sich bringt, belaufen sich dagegen auf gerade einmal fünf Milliarden Euro.

Neben dem Ausbau der neuen Leitungen und dem Unterhalt der bestehenden Netze müssen Kunden mit den Netzkosten auch für die Eingriffe von Netzmanagern zahlen. Und diese steigen aufgrund der starken Schwankungen bei der Stromproduktion aus Windkraft und Sonnenenergie sehr stark an. Windkraftanlagen müssen kostenpflichtig abgeschaltet werden, wenn die Netze den aus ihnen gewonnenen Strom nicht mehr transportieren können. Kommt es zu regionalen Unter- bzw. Überversorgungen müssen Reservekraftwerke genutzt werden. Die Kosten für diese Maßnahmen steigen immer weiter an, aktuell liegen sie bei rund einer Milliarde Euro pro Jahr.

Kritisch wird dabei betrachtet, dass die Netzkosten im gesamten Bundesgebiet sehr ungleich verteilt werden. Sie steigen vor allem auf dem Land, in den neuen Bundesländern und in Bayern sehr stark. Grund dafür: Dort müssen besonders viele Wind- und Sonnenenergieanlagen gebaut werden. In den westlichen Regionen, die über moderne Stromleitungen verfügen und wo es weniger Kraftwerke mit erneuerbaren Energien gibt, fallen die Kosten deutlich geringer aus. So kündigte Tennet, ein Übertragungsnetzbetreiber, der für Norddeutschland und Bayern zuständig ist, bereits Ende September an, dass man die Netzentgelte um 80 Prozent erhöhen müsse. Amprion, ein Netzunternehmen aus Dortmund, das für den Westen zuständig ist, sieht für das kommende Jahr nur geringe Preiserhöhungen in Höhe von zehn Prozent als nötig an. Daher fordern Energieexperten schon seit langem, dass die Netzentgelte bundeseinheitlich geregelt werden. Derzeit plant die Regierung hierzu ein entsprechendes Gesetz.

Verbraucher, denen jetzt eine Strompreiserhöhung ins Haus flattert, können allerdings selbst aktiv werden. Sie haben ein Sonderkündigungsrecht und können den Anbieter wechseln. Zuvor sollte jedoch ein Strompreisvergleich durchgeführt werden, um wirklich den günstigsten aus mehr als 100 Anbietern zu finden.

Quelle: dpa

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