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Schulöffnungen in Coronazeiten sind „Tetris für Fortgeschrittene“

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Diese Einschätzung der Herausforderungen bei den Schulöffnungen in Coronazeiten stammt aus dem Interview eines Schuldirektors mit dem Sender RBB. Er brachte dafür eine umfangreiche und logische Begründung.

Dass die schnellen Schulöffnungen in Coronazeiten notwendig sind, ist eine unbestrittene Tatsache. Doch sie stellen die Schulleitungen vielerorts vor unlösbare Probleme, wie das Beispiel einer Schule in Berlin-Reinickendorf beweist. Diese Probleme wachsen mit der Zahl der Jahrgänge, die zurück in die Schule sollen.

Was sind die Hauptprobleme der Schulöffnungen in Coronazeiten?

Um die zur Vermeidung von Infektionen mit dem Coronavirus erforderlichen Sicherheitsabstände machen es notwendig, die Klassen in mehrere Gruppen aufzuteilen. In der Schule von Direktor Hendrik Nitsch erfordern hohe Klassenstärken die Aufteilung in jeweils drei Gruppen. Das heißt, pro Klasse muss er jeweils drei Räume und Lehrer zur Verfügung stellen. Die Konsequenz ist, dass allein für die vier 10. Klassen insgesamt 12 Räume und 12 Lehrer eingeplant werden müssen. Auch die Klassenstufe 9 läuft an der Schule in Berlin-Reinickendorf vierzügig. Für sie kann der Direktor den Unterricht in kleinen Gruppen noch organisieren. Doch er steht vor dem Problem, den Raum- und Lehrerplan auch auf die 7. und 8. Klassen ausweiten zu müssen. Dann kommt es genau zu dem benannten „Tetris für Fortgeschrittene“, denn in der Schule sind aufgrund von Sanierungsmaßnahmen einige Räume derzeit nicht nutzbar. Die Behelfscontainer auf dem Schulhof bieten nicht so viel Platz wie die normalen Klassenzimmer. Dort müsste deshalb zur Wahrung der Abstandsregeln in noch kleineren Gruppen unterrichtet werden.

Vorschläge der Berliner Schulsenatorin stoßen auf Kritik

Sandra Scheer, die Schulsenatorin von Berlin, hatte den Vorschlag gemacht, die Schüler selektiv wieder in die Schulen zu holen. Dabei sprach sie von einer Bevorzugung derjenigen Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten oder Defiziten bei der technischen Ausstattung, die für die Nutzung der online bereitgestellten Lerninhalte notwendig ist. Auch Kinder, denen daheim der Platz für ein konzentriertes Lernen ohne Störungen fehlt, sollten ihrer Forderung zufolge zuerst wieder in die Schule. Doch diese Idee lehnt der Vorstand des Interessenverbands der Schulleitungen in Berlin ab. Vorstandsmitglied Hendrik Nitsch, der selbst Schulleiter ist, befürchtet eine Stigmatisierung der betroffenen Kinder. Außerdem fehlen den Schulen die Lehrer, um eine Kombination aus Onlineunterricht und Präsenzunterricht zu garantieren. Theoretisch wäre es möglich, einen Livestream aus dem Klassenzimmer zu liefern. Allerdings zeigen sich an dieser Stelle die Defizite, die sich an den Schulen in Deutschland beim Ausbau der Digitalisierung angesammelt haben.

Quelle: Radio Brandenburg

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