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Natürliche Klimatisierung in der City: Bosco Verticale Mailand

Weltkugel mit Baum

Der Bosco Verticale in Mailand zeigt, dass durch eine intelligente Bauweise eine natürliche Klimatisierung der Innenstädte großer Metropolen möglich ist.

Der Folgen des Klimawandels zeigen sich weltweit. Darunter leiden auch die Menschen in den Großstädten, denn dort ist die Temperatur an heißen Sommertagen bis zu 10 Grad Celsius höher als in ländlichen Regionen. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen vom Land in die Großstädte abwandern. In Deutschland lebt bereits rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Das heißt, hier sind intelligente Lösungen für eine möglichst natürliche Klimatisierung gefragt. Wie das geht, zeigt der Bosco Verticale in Mailand, der unter der Führung des Architekten Stefano Boeri konzipiert und gebaut wurde.

Welche Besonderheiten hat der Bosco Verticale in Mailand?

Beim Bosco Vertikale handelt es sich um zwei Wohngebäude mit Höhen von 80 und 110 Metern. Sie stehen nördlich des Zentrums von Mailand im Stadtteil Porta Nuova und sind seit 2014 bewohnt. Die Bewohner müssen keine Angst mehr vor brennend heißen Sommertagen und vor immensen Heizkosten im Winter haben. Die Fassaden der Wohntürme werden von Büschen, Bäumen und Sträuchern vor der intensiven Sonnenstrahlung und eisigen Winden geschützt. Insgesamt wachsen an den Fassaden rund hundert Pflanzenarten und bilden einen vertikalen Wald. Wären sie in der Ebene gepflanzt worden, würden sie eine Fläche von rund 30.000 Quadratmetern bedecken. Die Fassadenbegrünung kommt auch der lokalen Fauna zugute, denn hier entstand eine „grüne Oase“ für Insekten und Vögel, bei denen deutliche Rückgänge der Zahlen in dicht besiedelten Gebieten zu beobachten sind.

Welche Pflanzenarten dominieren die Fassade des Bosco Verticale?

Zwei Baumarten sind an allen vier Seiten der beiden Wohntürme anzutreffen. Dabei handelt es sich um die Steineiche und den Erdbeerbaum. Die Steineiche gehört zu den immergrünen Buchengewächsen und kann bis zu 20 Meter hoch werden. Der Westliche Erdbeerbaum wird durchschnittlich 5 Meter hoch. An den westlichen, östlichen und nördlichen Fassaden des Bosco Verticale finden sind zusätzlich beispielsweise Wildbirnen- und Rabenbirnenbäume sowie Weißdornbüsche. An den südlichen und westlichen Fassaden wachsen Flaumeichen und Manna-Eschen. Eigens für die Bäume wurden in die Fassaden Wannen aus Stahlbeton integriert, die bis zu 3,25 Meter aus der Fassade herausragen und über automatische Bewässerungssysteme verfügen. An einem Modell wurde im Windkanal getestet, wie sich diese Wannen samt Bepflanzung auf die Stabilität der Gebäude auswirken.

Wer kümmert sich um die Pflege der Bepflanzungen?

Die Bewohner der Eigentumswohnungen im Bosco Verticale in Mailand haben keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand durch die Pflege der Bepflanzungen. Dafür sorgt einerseits das automatische Bewässerungssystem, das von Grundwasser sowie aus aufbereitetem Abwasser der Wohntürme gespeist wird. Außerdem rücken einmal in jedem Jahr „fliegende Gärtner“ an. Sie sind für den Baumschnitt zuständig und überprüfen außerdem die Stabilität der Bäume. Gleichzeitig beobachten und dokumentieren sie die Entwicklung der vertikalen Begrünung als Lebensraum für Vögel, Schmetterlinge und andere Insekten. Inzwischen haben sich dort rund 1.600 verschiedene Arten angesiedelt. Das heißt, begrünte Fassaden leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Städten. Auch der Beitrag zum Hochwasserschutz ist nicht zu verachten, denn ein Teil des Regenwassers wird in den Pflanztrögen zurückgehalten und belastet so die Kanalisation nicht. Einen Regenwasserstau gibt es in den Trögen jedoch nicht, denn sie verfügen über integrierte Ablauflöcher.

Quelle: Architekturbüro Stefano Boeri, statista, NABU

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