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MS „Deutschland“ muss Insolvenz anmelden

Für die Schiffsbranche ist es ein Schock. Am Mittwoch musste die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Die Beteiligungsgesellschaft umfasst neben der MS „Deutschland“, die vielen ZDF-Zuschauern als „Das Traumschiff“ bekannt ist, auch die Reederei Peter Deilmann. Das Insolvenzverfahren soll in Eigenverwaltung erfolgen, wie aus dem Antrag am Amtsgericht Eutin hervorgeht.

Allerdings sollen die Reisen, die bis zum Werfttermin im November 2014 noch anstehen, trotz allem durchgeführt werden. Durch den Antrag auf das Insolvenzverfahren sind die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter auf der MS „Deutschland“ zunächst für drei Monate abgesichert. Wie es allerdings danach mit dem Schiff weitergehen wird, ist bisher unklar. Fakt ist: Seit Jahren schon befindet sich die MS „Deutschland“ finanziell in schwierigem Fahrwasser und es werden Investoren benötigt, die zunächst fünf bis sechs Millionen Euro frisches Kapital bringen sollen. Dieses wird vorwiegend für die Wartung auf der Werft und die Modernisierung des Schiffes benötigt, wie Wolfram Günther erklärt.

Warum geriet die MS „Deutschland“ in finanzielle Schieflage?

Günther wurde als Restrukturierungsexperte eigens als Sanierungsgeschäftsführer bestellt – und zwar durch die Callista Private Equity, die Mehrheitsgesellschafter der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft ist. Nach der ersten Gläubigerversammlung am 08.10.2014 hatte sich die Liquidität der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft weiter verschlechtert. Mittelfristig sind weitere Finanzierungen nötig, deren Zusagen jedoch bisher ausblieben. Das seien auch die Hauptgründe, so Günther, für die aktuellen Probleme.

Er gesteht aber auch, dass es eine Herausforderung sei, die MS „Deutschland“ wieder in sicheres finanzielles Fahrwasser zu bringen. Der Luxusliner mit 175 Metern Länge hat schon heute 50 Millionen Euro Schulden bei den Anlegern, die 2012 eine Anleihe für das Schiff gezeichnet hatten. Alleine die Verzinsung dieser Anleihen kostet rund 3,4 Millionen Euro im Jahr. Die Anleger werden auf diese Zinsen 2014 jedoch verzichten müssen.

Gläubigerversammlung der MS „Deutschland“ am 12.11.2014

Am 12. November sollen den rund 2.000 Anlegern auf einer Versammlung in München die nächsten Sanierungsschritte vorgestellt werden. Günther zeigte sich zunächst noch optimistisch, erklärte, man habe ein neues Finanzierungskonzept gefunden und die MS „Deutschland“ müsse weiter fahren. Nur so könnte man Geld verdienen.

Schon im Juli war klar geworden, dass der Luxusliner dieses Jahr keine schwarzen Zahlen schreiben wird. Die Auslastung liegt laut Angaben des Unternehmens bei rund 70 Prozent. Dabei hatte schon Ex-Deilmann-Chef Christopher Nolde im Juli erklärt, dass die Auslastung bei mindestens 75 Prozent liegen müsse, um überhaupt Geld zu verdienen. Kurz darauf musste Nolde von Bord des Unternehmens gehen. Günther erklärte allerdings, dass die Buchungszahlen für 2015 „sehr gut“ seien. Das Schiff, das Platz für 480 Passagiere biete, werde gut ausgelastet sein.

Was muss man sonst noch zur MS „Deutschland“ wissen?

Gegründet wurde die Reederei von Peter Deilmann, nach seinem Tod haben die beiden Töchter Gisa und Hedda die Geschäfte übernommen, mussten aber bereits im Juni 2009 Insolvenz für die Reederei beantragen. 75 Mitarbeiter mussten die Reederei damals verlassen, nur 45 durften bleiben. Der Insolvenzverwalter führte die Peter Deilmann GmbH & Co. KG schließlich bis 2010 fort. Zu Beginn dieses Jahres nahm die Reederei ihre Arbeit wieder auf.

Ab August 2010 kam die Beteiligungsgesellschaft Aurelius AG hinzu, die als neuer Mehrheitsgesellschafter auftrat. Allerdings blieb sie nicht lange und kurz darauf war es die private Beteiligungsgesellschaft Callista Private Equity aus München, die die Mehrheitsanteile übernahm.

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