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Venedig führt Kurzurlauber-Gebühren ein

Bow of a Cruise Ship

Die Stadt Venedig will ab dem kommenden Jahr eine Gebühr für Kurzurlauber einführen. Kreuzfahrtpassagiere und Co. brauchen dann einen QR-Code.

Hintergrund ist, dass die Touristenmassen, die durch die Altstadt strömen, teilweise die Einwohnerzahl übertreffen. Deshalb sollen Kurzbesucher ab dem kommenden Frühjahr an bestimmten Tagen Eintritt zahlen, um in die Stadt zu kommen. Das hat der Gemeinderat der italienischen Lagunenstadt nach langen und heftigen Diskussionen jetzt beschlossen. Touristen, die nur für wenige Stunden in Venedig bleiben und nicht dort übernachten, sollen pro Tag fünf Euro zahlen. Für das kommende Jahr soll die Gebühr an insgesamt 30 Tagen greifen, an denen erfahrungsgemäß besonders viele Besucher in die Stadt strömen. Später ist auch eine Ausweitung der Gebühr geplant. Die genauen Termine stehen allerdings noch nicht fest.

Kaum 50.000 Einwohner

Die beliebte Stadt ist vor allem für Urlauber interessant und gehört zweifellos zu den bekanntesten Touristenzielen der Welt. Doch sie hat im Kern nicht einmal mehr 50.000 ständige Einwohner. In der Hauptsaison kommen fast doppelt so viele Touristen in die Stadt. Seit Jahren schon bereitet der große Besucherandrang der Stadt Probleme – Kreuzfahrt-Touristen stehen besonders in der Kritik. Seit längerem gibt es daher Überlegungen, Eintritt für den Besuch der Stadt zu nehmen.

Dennoch sind die Pläne umstritten, selbst bei den Einwohnern Venedigs. Die Entscheidung wurde daher mehrfach verschoben. Jetzt plant man, dass Tagesbesucher sich über das Internet einen QR-Code besorgen und diesen aufs Handy laden sollen. Bei Kontrollen muss er vorgezeigt werden, ansonsten drohen Strafen zwischen 50 und 300 Euro.

Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, die sich geschätzt auf rund sechs Millionen Euro belaufen sollen, sollen vorwiegend dazu genutzt werden, Venedig zu erhalten und weitere Schäden an der Stadt zu vermeiden.

Skepsis gegenüber Eintrittsgebühr

Allerdings sind auch viele Experten skeptisch gegenüber der Gebühr. Sie begründen dies damit, dass sich die meisten Besucher von fünf Euro Eintritt kaum abschrecken lassen. Schließlich sind die Kosten für Dienste in der Stadt ebenfalls sehr hoch. Wer am Abend nur eine halbe Stunde mit der Gondel durch Venedig fahren will, muss rund 100 Euro berappen. Auch die Tasse Cappuccino im „Caffè Florian“ am Markusplatz schlägt mit stolzen 11,50 Euro zu Buche und der Bellini-Cocktail in „Harry’s Bar“ kostet gar das Doppelte. Laut Barbesitzer Arrigo Cipriani ist die Gebühr eine reine „Schikane“.

Auch einige Bürgerinitiativen rechnen damit, dass die Pläne seitens der Stadt nicht ernst gemeint sind. Laut einer Berechnung der Zeitung „Corriere della Sera“ reichen die geschätzten Einnahmen gerade einmal aus, um die Infrastruktur und die Kontrollen zu finanzieren. Viele fürchten, die Pläne würden nur vorgestellt, weil die UN-Kulturorganisation empfohlen hat, Venedig auf die Rote Liste des „bedrohten Weltkulturerbes“ zu setzen. Die irreversiblen Veränderungen durch Klimawandel und Massentourismus werden als Grund für diese Empfehlung angegeben.

Quelle: dpa

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