Die Wissenschaftler sind sich inzwischen einig, dass sogar ein
Salton Sea könnte zum Auslöser von Mega-Erdbeben werden
In Südkalifornien ist der San-Andreas-Graben „im 10. Monat schwanger“, wie es eine forschende Geologin in einer im Auftrag von N24 gedrehten Dokumentation nannte. Der Grund sind die Spannungen, welche durch die Verschiebung der Pazifischen Platte nach Norden und der Nordamerikanischen Platte nach Süden aufgebaut werden. Sie beträgt pro Jahr durchschnittlich sechs Zentimeter.
Der Salton Sea liegt am Südende der San-Andreas-Verwerfung. Ausgerechnet dort wurden geothermische Kraftwerke errichtet und ein weiterer Ausbau der Nutzung der Geothermie als Energiequelle ist geplant. Zwar wird der Plan für das neue Kraftwerk „Black Rock“ von CalEnergy offensichtlich nicht umgesetzt, aber das in Australien beheimate Unternehmen Controlled Thermal Ressources möchte am Salton Sea ein gewaltiges Geothermiekraftwerk namens „Hell’s Kitchen“ errichten. Planmäßig soll es im Jahr 2019 in Betrieb gehen.
Warum kann „Hell’s Kitchen“ seinem Namen Ehre machen?
Die umgangssprachliche Übersetzung von „Hell’s Kitchen“ lautet „des Teufels Küche“. Dazu könnte das neue Geothermie-Kraftwerk am Salton Sea auch durchaus werden. Der genaue Verlauf der San-Andreas-Verwerfung unter dem Salton Sea ist noch nicht vollständig erforscht. Fakt ist aber, dass es dort im Boden kräftig „brodelt“, denn an den Ufern des Sees befinden sich zahlreiche Schlammvulkane, aus denen ständig Gasblasen aufsteigen. Sie sind ein direktes Resultat der Nutzung der Wärme in den tieferen Erdschichten.
Die Förderung von heißem Wasser aus tiefen Erdschichten und das Zurückpumpen von kaltem Wasser wirkt sich signifikant auf die Spannungsverhältnisse im Boden aus. Das führt immer wieder zu neuen Rissen im Gestein, weshalb im Umfeld von Geothermie-Kraftwerken weltweit ständig kleinere Erdbeben registriert werden. Doch am Salton Sea besteht die Gefahr, dass ein solches Erdbeben den gesamten San-Andreas Graben bis in den Norden von San Francisco in Bewegung bringt. Dann würde eine mehrere Hundert Kilometer breite Schneise entlang seines Verlaufs von einem Mega-Erdbeben erschüttert.
Aufgrund der geologischen Besonderheiten wären vor allem in der Region Los Angeles sehr schwere Schäden zu befürchten. Durch den lockeren Boden der Ebene, die von Gebirgen eingerahmt ist, würden sich die Erdbebenwellen überlagern und verstärken. Forschende Geologen haben Computersimulationen für ein vom Salton Sea ausgehendes Mega-Erdbeben durchgeführt. Danach drohen der Region Los Angeles bei diesem Szenario Erschütterungen von einer Stärke um die 8,8 auf der nach oben offenen Richter-Skala. Da stellt sich einem logisch denkenden Menschen die Frage, ob die Nutzung der Geothermie ein solches Risiko wirklich wert ist.
Quelle: The Desert Sun, USGS, N24
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