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Klimawandel: Welche Zukunft hat der Wintersport in Deutschland?

Happy young woman having fun in the snow

Der Klimawandel hat in Deutschland deutliche Auswirkungen auf den Wintersport. Gleichzeitig darf der Klimaschutz auch in der Tourismusbranche nicht außen vor bleiben.

Das größte Problem bei der Zukunft für den Wintersport in Deutschland ist die Tatsache, dass vielerorts immer öfter der natürliche Schnee komplett fehlt oder für eine vernünftige Präparation der Pisten nicht ausreicht. Deshalb kommen Beschneiungssysteme zum Einsatz. Dabei stellt sich wiederum die Frage, welche Umwelt- und Klimabelastungen von der wachsenden Zahl der Schneekanonen ausgehen. Genau das war Thema einer Anhörung im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags.

Technische Beschneiung spielt beim Wintersport in Deutschland eine große Rolle

Die Meinungen dazu gehen bei den angehörten Fachleuten stark auseinander. Forschende Wissenschaftler sehen im Wachstum der technischen Beschneiung der Skigebiete sowohl ein Umweltrisiko als auch eine Gefahr für die Sicherheit der Wasserversorgung. Sie geben zu bedenken, dass das für den Betrieb der Schneekanonen in Speichern zurückgehaltene Wasser an anderer Stelle fehlt. Zudem wird bei der Nutzung als technisch erzeugter Schnee die Qualität des Wassers nachhaltig beeinträchtigt. Diese Meinung vertrat bei der Anhörung im Tourismusausschuss beispielsweise Carmen de Jong, die als Hydrologin an der Universität Straßburg arbeitet. Auch wenn keine Chemikalien bei der technischen Erzeugung von Schnee zum Einsatz kommen, wird das Wasser verunreinigt. Es enthält als späteres Tauwasser Partikel und Chemikalien, die unter anderem von den Wachsschichten auf Skiern, Snowboards und Schlittenkufen stammen oder als Abrieb von den Oberflächen der Skisportgeräte stammen.

Wie hoch ist der Wasser- und Energieverbrauch bei technisch erzeugtem Schnee?

Dass die Umweltauswirkungen von den Betreibern der Skigebiete liebend gern heruntergespielt werden, ist eine logische Tatsache. Die Betreiber der Skigebiete in Bad Hindelang betonten beispielsweise, dass bei der Nutzung der technisch beschneiten Skigebiete lediglich eine Klimabelastung von 6 Kilogramm Kohlendioxid pro Tag und Person anfällt. Doch es ist wie in vielen Bereichen, denn am Ende spielt die Masse der Skigebietsnutzer/-innen eine entscheidende Rolle.
Wie hoch der Energie- und Wasserverbrauch tatsächlich ist, belegt das Beispiel des Skigebiets Bolsterlang in Bayern. Für die rund 15 Pistenkilometer werden für eine Grundbeschneiung rund 150.000 Kubikmeter Schnee benötigt. Das entspricht einem Wasserverbrauch von 75.000 Kubikmetern und einem Energieverbrauch von etwa 450.000 Kilowattstunden. Eine Schneekanone benötigt im Durchschnitt aller eingesetzten Varianten etwa 3 Kilowattstunden Energie pro Kubikmeter erzeugten Schnee.
Ein Blick auf den Verbrauch aller in den Alpen und im Alpenvorland befindlichen Skigebiete macht die Lage noch deutlicher. Dort sind insgesamt rund 80.000 Schneekanonen installiert. Das in Bozen beheimatete Forschungszentrum berechnet dafür einen jährlichen Durchschnittsverbrauch von 280 Millionen Kubikmetern Wasser und 2.100 Gigawattstunden (inklusive Betrieb der Liftanlagen). Allein der Stromverbrauch ist mit den jährlichen Verbrauchswerten einer Großstadt mit rund einer halben Million Einwohnern vergleichbar.

Welche weiteren Faktoren entscheiden über den Wintersport in Deutschland?

Die Betreiber einiger deutscher Skigebiete sprachen ein anderes Problem an. Vielerorts muss die Anbindung an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr verbessert werden. Damit könnten die Umwelt- und Klimabelastungen durch Anreisen mit dem eigenen PKW eine deutliche Reduzierung erfahren. Auf der anderen Seite steht die Bedeutung der Betriebsbereitschaft der Skigebiete für den Breiten- und Leistungssport. Das heißt, bei der Zukunft des Wintersports in Deutschland müssen viele Faktoren gegeneinander aufgewogen werden.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache hib 284/2023, Bayerischer Rundfunk

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