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Geringe Bildung = Einstieg in die Armut

Wer nur über eine geringe Bildung und Qualifikation verfügt, läuft eher Gefahr, in die Armut abzurutschen, als derjenige mit einer guten Ausbildung. Soweit, so klar. Doch es gibt regionale Unterschiede. Auch 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist das Risiko, in Armut zu geraten, in den neuen Bundesländern immer noch deutlich höher als in den alten Ländern. Wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht, die am Donnerstag in Wiesbaden veröffentlicht wurden, lag das Verarmungsrisiko im Osten Deutschlands inklusive Berlin 2014 bei 19,2 Prozent. In den alten Ländern dagegen war die Quote mit 14,5 Prozent deutlich geringer.

Verarmungsrisiko hält sich stabil

Bernd Becker, ein Destatis-Mitarbeiter, erklärte jedoch, dass sich die Verarmungsquote sowohl in den neuen als auch in den alten Ländern in den letzten zehn Jahren recht stabil gehalten habe. 2014 lag das gesamtdeutsche Verarmungsrisiko im Schnitt bei 15,4 Prozent, ein Jahr zuvor waren es noch 15,5 Prozent.

Laut EU-Definition gelten Menschen als armutsgefährdet, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beträgt. In realen Zahlen bemisst sich das nach dem Mikrozensus für 2014 wie folgt: Ein Ein-Personen-Haushalt, der monatlich weniger als 917 Euro zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet.

Besonders hoch ist das Risiko, in die Armut zu geraten, dem Bericht zufolge bei Menschen mit geringer Bildung. Hier verschlechterten sich die Zahlen gegenüber dem Vorjahr sogar noch. So waren 30,8 Prozent der gering qualifizierten Personen über 25 Jahren armutsgefährdet. 2005 lag ihre Quote noch bei 23,1 Prozent. In den neuen Ländern lag die Quote dieser Personengruppe 2014 bei 37,5 Prozent, 2005 bei 28,6 Prozent. In den neuen Ländern betrug sie 2014 29,8 Prozent und 2005 22,3 Prozent. Als gering qualifiziert gelten Personen, die höchstens einen Realschulabschluss aber keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.

Gegenstimmen zur Armutsquote

Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, vor allem aus dem Lager der Sozialverbände. Dort empfindet man die jetzt veröffentlichten Zahlen als zu hoch. Am stärksten von der Armut betroffen seien demnach Erwerbslose, Alleinerziehende und Rentner, wie Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband erklärte. Er appelliert an die Politik und die Öffentlichkeit, dass man sich darauf einstellen müsse, dass eine Welle der Altersarmut auf Deutschland zurollt.

Auch Adolf Bauer vom Sozialverband Deutschland bemängelt so einiges. In einem Land, in dem die Wirtschaft boomt und trotzdem immer mehr Menschen von Armut bedroht sind, könne etwas nicht mit rechten Dingen zugehen, ist er sich sicher. Diese Ansicht teilt auch Katja Kipping, die Linken-Chefin. Sie bemängelt, dass wir sehenden Auges und untätig zusehen, wie immer mehr Menschen in einem eigentlich reichen Land in Armut leben.

Aus den Reihen der Gewerkschaften kommt ein Hoffnungsschimmer, der vor allem dem Mindestlohn geschuldet ist. Man hofft, dass dieser sich bald positiv auswirken und das Armutsrisiko in den nächsten Jahren sinken wird. Beim Sozialverband VdK bleibt man dagegen skeptisch, denn der Mindestlohn alleine reiche nicht aus. Mini-Jobs, Leih- und Zeitarbeit müssten zwingend eingedämmt werden, fordert die VdK-Präsidentin Ulrike Mascher.

Quelle: Oberpfalznetz

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