Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Gen MC1R entscheidet, wie alt ein Mensch aussieht

Geht es um die Altersbestimmung eines Menschen, schätzt man ihn oft falsch ein. Zum einen spielen natürlich Erbgut und Lebensstil eine Rolle dafür, wie alt jemand aussieht. Doch das Gen MC1R beeinflusst noch stärker, wie alt ein Mensch aussieht. Das wollen jetzt Forscher rund um Manfred Kayser vom Erasmus MC University Medical Center Rotterdam herausgefunden haben. Der DNA-Abschnitt MCR1 soll beeinflussen, ob ein Gesicht älter oder jünger aussieht, schreiben die Forscher im Fachjournal „Current Biology“.

MCR1 Studie – mehr als 2.600 Studienteilnehmer berücksichtigt

Für die aktuelle Untersuchung griffen die Forscher rund um Kayser, von denen einige auch für einen großen Konsumgüterhersteller arbeiten, auf die Daten von 2.693 Studienteilnehmern zurück, die seit 1990 an einer entsprechenden Studie teilnehmen. Für die aktuelle Untersuchung legte man den Betrachtern hochaufgelöste Fotos der Probanden vor, anhand derer sie ihr Alter einschätzen sollten.

Im Erbgut der Probanden suchten die Forscher im Anschluss nach den Gemeinsamkeiten, die die jünger oder älter aussehenden Teilnehmer miteinander verband. Im DNA-Abschnitt MCR1 fanden sie den deutlichsten Zusammenhang. Das Gen ist bereits bekannt dafür, dass es über Haut- und Haarfarbe entscheidet.

Zwei Standardversionen von MCR1 bekannt

Wie die Forscher weiter berichten, können Menschen zwei Standardversionen des Gens MCR1 aufweisen, ebenfalls ist es möglich, dass sie nur eine oder zwei unterschiedliche Varianten in sich tragen. Probanden, die mit zwei Varianten des MCR1-Gens versehen waren, wurden im Schnitt zwei Jahre älter geschätzt als die übrigen Probanden. Diejenigen, die nur eine Variante des Gens in sich trugen, lagen im Schnitt zwischen den beiden anderen Gruppen. Die Zusammenhänge zeigten sich dabei unabhängig von Geschlecht, Hautfärbung und –schäden durch Sonneneinstrahlung und Alter.

Kayser erklärte, dass damit erstmals der Nachweis erbracht wurde, warum einige Menschen älter, andere jünger aussehen, als sie tatsächlich sind. Früher hatte man in Studien lediglich angegeben, dass Umwelteinflüsse und genetische Anlagen das altersmäßige Aussehen jeweils zu 50 Prozent beeinflussten.

Auch Lars Bertram, Genetiker an der Uni zu Lübeck, bezeichnete die aktuelle Studie als „interessant und gut gemacht“. Bisher habe es noch keine Untersuchung in diesem Umfang zu den genetischen Ursachen des Alterns gegeben. Er gibt jedoch zu bedenken, dass man die Zusammenhänge zwischen den MCR1-Varianten und bestimmten Hautphänomenen noch besser hätte herausarbeiten können.

Markus Nöthen, Humangenetiker an der Uni Bonn, hält die aktuelle Studie aus den Niederlanden ebenfalls für solide. Auch er kritisiert allerdings, dass damit nur ein erster Schritt auf der Suche nach genetischen Ursachen des Alterns geschafft sei. Man müsse weitere Untersuchungen durchführen, um langfristig festzustellen, ob nicht noch weitere Gene am Alterungsprozess beteiligt sind. Dafür seien jedoch größere Stichproben, möglichst auch aus verschiedenen Volksgruppen, nötig.

Quelle: dpa

About Author