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Fund belegt: Die Menschheit ist älter als bisher angenommen

Immer wieder gelingen den Forschern interessante Funde, die neue Hinweise auf die frühe Entwicklung des Menschen geben. Die Entwicklungsgeschichte muss deshalb ständig revidiert werden. Diesmal fällt die Änderung der Entwicklungsgeschichte des Homo habilis besonders drastisch aus, denn ein gefundenes Kieferfragment belegt, dass sie bereits rund 400.000 Jahre eher begonnen hat, als die Wissenschaftler bisher angenommen haben. Der Homo habilis gilt als Frühmensch und direkter Vorfahr des Homo Erectus und damit auch der heutigen Menschheit.

Welcher Fund ändert die Annahmen zur Menschheitsgeschichte?

Bisher lag der Theorie zur Entwicklung des Menschen ein Kieferfragment zugrunde, das von dem Archäologen Heleson Mukiri im Jahr 1959 in Tansania entdeckt worden war. Im Labor wurde das Alter des Kieferfragments auf 2,4 Millionen Jahre geschätzt. Die zu dieser Zeit lebenden Vorfahren des Menschen wurden Homo habilis getauft. Seitdem gingen die Forscher davon aus, dass die Wiege der Menschheit in Afrika stand. Das bestätigt auch der neue Fund, denn er stammt aus Äthiopien, einem afrikanischen Binnenland. Das Alter des dort gefundenen Kieferfragments wurde auf 2,8 Millionen Jahre geschätzt. Die Wissenschaftler haben der damit entdeckten Art der menschlichen Vorfahren vorerst die „Katalognummer“ LD 350-1 gegeben. Eine Artbenennung gibt es bisher noch nicht. Das liegt daran, dass erst noch bestimmt werden muss, ob es sich tatsächlich um eine neue Art handelt, gab William Campbell in einem Statement an. Campbell ist als forschender Historiker an der staatlichen Universität von Arizona tätig.

Was ist das Besondere an dem gefundenen Kieferfragment?

Wichtig ist die Abgrenzung zwischen den Australopithen und den Menschen. Dafür ziehen die Wissenschaftler unter Anderem das Zahnschema heran. Die zur Gruppe der Menschenaffen zählenden Australopithen haben nur zwei Backenzähne, in der medizinischen Fachsprache Molare genannt. An dem gefundenen Kieferfragment mit insgesamt fünf Zähnen sind jedoch drei solcher Molare zu erkennen. Das heißt, dass dort ein so genannter Weisheitszahn vorhanden ist. Das wiederum ist ein eindeutiges Anzeichen, dass es sich um einen direkten Vorfahren des Menschen handelt. Beim LD 350-1 ist dieser Weisheitszahn noch nicht vollständig ausgebildet. Das bedeutet, dass der Besitzer aus einer Übergangsphase der evolutionären Entwicklung zum Menschen stammt, in der noch mehrere Unterarten nebeneinander existierten.

Auch das Umfeld des Funds erweitert das Wissen zur Menschwerdung

Kaye Reed, die ebenfalls an der Arizona State University tätig ist, findet vor allem das Umfeld interessant, in dem das Kieferfragment in Äthiopien entdeckt wurde. In den umgebenden Erdschichten fanden sich Hinweise auf Pflanzen und Tiere der damaligen Zeit. Danach hat der LD 350-1 in einer Umgebung gelebt, die dem aktuellen Bild der Serengeti sehr ähnlich ist. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass klimatische Veränderungen den Anstoß zur Entwicklung der Frühformen des Menschen gegeben haben könnten. Doch noch möchten sich die Forscher darauf nicht endgültig festlegen.

Quelle: Spiegel

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