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Familie & Job durch fehlende Kitaplätze oft nicht vereinbar

cute little multiracial children playing with wooden blocks on table

Viele junge Eltern möchten arbeiten, können es aber nicht. Der Grund ist eine enorme Lücke bei der Versorgung mit dringend benötigten Kitaplätzen.

Wie dramatisch vielerorts die Lage bei der Versorgung mit Kitaplätzen ist, zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Stiftung deckt erhebliche regionale Unterschiede auf, die je nach Betrachtungspunkt auch gegensätzlich ausfallen. Aber schon eine einzige Zahl macht die Brisanz der Lage deutlich. Im nächsten Jahr gibt es bei der Bedarfsdeckung für die Kitabetreuung eine Lücke von mehr als 383.000 Plätzen. Das ist vor allem mit Blick auf die Tatsache prekär, dass es in Deutschland für Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt.

Angebotslücke für Kitaplätze im Westen größer als im Osten

Im Osten leben rund 18 Prozent der gesamten Bevölkerung. Bei einer bevölkerungszahlabhängigen Verteilung der Bedarfslücke müssten dort also rund 65.200 Kitaplätze fehlen. Für die fünf östlichen Bundesländer gibt die Bertelsmann Stiftung jedoch eine Versorgungslücke von 21.100 Plätzen an. In den westlichen Bundesländern fehlen rund 362.400 Kitaplätze. Davon entfallen rund 102.000 fehlende Kitaplätze allein auf Nordrhein-Westfalen. Das heißt, der Westen schneidet deutlich schlechter als der Osten ab. Gründe dafür liegen auch in der Vergangenheit. Im Osten war es üblich, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiteten. Deshalb richtete die ehemalige DDR-Regierung entsprechend mehr Kindertagesstätten ein. Viele dieser Einrichtungen blieben (glücklicherweise) erhalten und bekamen lediglich andere Träger. Zwei Bundesländer sind in der glücklichen Lage, den Bedarf für Kitaplätze fast vollständig decken zu können. Bei Kindern ab 3 Jahren können in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen derzeit 96 Prozent der Betreuungswünsche abgedeckt werden. Von den Stadtstaaten schneidet Hamburg mit einer Unterversorgung von 3 Prozent am besten und Bremen mit einer Unterversorgung von 13 Prozent am schlechtesten ab.

Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung

Ein Problem trifft ausnahmslos alle Bundesländer. Den meisten Kindereinrichtungen fehlen ausreichend Fachkräfte, um eine optimale Betreuung und Förderung der Kinder garantieren zu können. Die Gruppenstärken entsprechen nicht den Empfehlungen der Bildungswissenschaftler, sondern die Zahl der pro Fachkraft zu betreuenden Kinder ist in der Mehrheit der Einrichtungen deutlich zu hoch. Um durchgängig eine optimale Gruppenstärke zu erreichen, müssten bundesweit rund 98.600 neue Fachkräfte zusätzlich eingestellt werden, wobei rund 4.900 Fachkräfte im Osten und 93.700 Fachkräfte im Westen fehlen. Dafür müssten die Träger zusätzliche Lohnkosten mit einem Gesamtvolumen von etwa 4,3 Milliarden Euro pro Jahr stemmen. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob der Fachkräftebedarf mit Nachwuchs zeitnah gedeckt werden könnte. Dafür ist die Zahl der Auszubildenden zum Beruf des Erziehers und der Erzieherin viel zu gering, auch wenn das Interesse an dieser Berufsrichtung nach den offiziellen Zahlen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in den letzten Jahren leicht gestiegen ist.

Quelle: Bertelsmann Stiftung, BMBF

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