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EU-Verbot für Mikroplastik bringt zahlreiche Fußballvereine in Gefahr

Dass Verschärfungen bei der Umweltpolitik dringend notwendig sind, ist eine unumstrittene Tatsache. Doch das EU-Verbot für Mikroplastik zieht erhebliche Probleme für mehrere Tausend deutsche Fußballvereine nach sich.

In Deutschland gibt es aktuell nach den offiziellen Angaben des Deutschen Fußball-Bunds rund 24.500 Fußballvereine. Schätzungen zufolge könnte eine ausnahmslose Umsetzung des EU-Verbots für Mikroplastik bis zu 5000 Fußballvereinen die Existenz kosten. Der Grund dafür ist, dass die neuen EU-Regelungen ab 2022 auch die Nutzung der in vielen Stadien verlegten Flächen aus Kunstrasen verbietet. Horst Seehofer forderte deshalb eine Übergangsfrist für die Nutzung von Kunstrasen durch die Fußballvereine. Sie soll seiner Meinung nach auf sechs Jahre festgesetzt werden.

DFB schließt den Forderungen nach Ausnahmen beim EU-Verbot für Mikroplastik an

Derzeit spielen in Deutschland rund 5000 Vereine auf Kunstrasen. Mehrheitlich handelt es sich um kleinere Vereine, denen das Geld fehlt, ihre Fußballplätze zeitnah umzurüsten. Der DFB befürchtet deshalb, dass die Zahl der Fußballvereine durch das EU-Verbot für Mikroplastik kräftig schrumpft. Die Konsequenz wäre auch ein Nachschubproblem bei den Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga. Hinzu kommt, dass die Sportplätze in vielen Schulen ebenfalls mit Kunststoffen belegt sind. Dort müssten auch die Kultusministerien der Länder kräftig investieren, um den Schulsport in vollem Umfang zu erhalten. Genaue Zahlen, wie viele Schulen solche Sportplätze betreiben, gibt es leider nicht. Die Schulen haben im sportlichen Bereich ohnehin schon Probleme, den Lehrplan vollständig zu erfüllen. Er beinhaltet auch den Schwimmunterricht und dieser kann aufgrund des maroden Zustands vieler öffentlicher Schwimmhallen und Freibäder vielerorts nicht mehr durchgeführt werden. Der steigende Anteil der Nichtschwimmer in der deutschen Bevölkerung rief bereits die DLRG auf den Plan.

Warum ist Kunstrasen eine Gefahr für die Umwelt?

Nach dem Resultat einer Studie des Fraunhofer-Instituts vom Frühjahr 2019 gelangen von deutschen Sportplätzen pro Jahr rund 11.000 Tonnen Kunststoffpartikel ins Grundwasser, die Flüsse und die Ozeane. Ursache dafür sind die Granulatfüllungen, ohne welche die Plätze trocken nicht bespielbar sind. Die meisten Granulate für Kunstrasen bestehen aus Plastikpartikeln, die aus dem Recycling alter Autoreifen stammen (SBR-Granulat). Dazu kommen die Materialien, die in der Tragschicht unter dem eigentlichen Kunstrasen stecken. Als Ersatz für den Kunstrasen kommen Hybrid-Rasen und Korkrasen in Frage. Allerdings würde allein der Rückbau und die fachgerechte Entsorgung des Kunstrasens inklusive Tragschicht für ein Fußballfeld mit durchschnittlicher Größe eine Investition in Höhe von 55.000 Euro erfordern. Das heißt, vor allem kleinere Fußballvereine kommen bei einer Umsetzung dieser notwendigen Umweltschutzmaßnahme nicht ohne finanzielle Förderungen aus.

Quelle: dpa, DFB

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