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Beengte Wohnverhältnisse für Millionen Deutsche an der Tagesordnung

Wie aus einem Bericht des Statistischen Bundesamts hervorgeht, leben sieben Prozent der Deutschen in extrem beengten Wohnräumen. Trotzdem schneidet Deutschland im EU-weiten Vergleich gut ab.

Im Jahr 2017 lebten laut Statistischem Bundesamt sieben Prozent der Deutschen in zu kleinen Wohnungen. Dann müssen sich drei Kinder ein Zimmer teilen oder die Eltern räumen das Schlafzimmer und schlafen selbst im Wohnzimmer. Insgesamt fünf Millionen Bundesbürger sind betroffen.

Überbelegte Wohnungen zu häufig

Die Statistikbehörde sieht eine Wohnung als überbelegt an, wenn genau die oben genannten Fälle auftreten. Vor allem Alleinerziehende und ihre Kinder leben in beengten Verhältnissen. Fast jeder fünfte von ihnen (19 Prozent) bewohnt eine überbelegte Wohnung. In den Städten ist dabei der Wohnraummangel fast dreimal so hoch, wie in den ländlichen Regionen.

Trotzdem ist der Mangel in fast allen anderen EU-Ländern deutlich größer. Der EU-Durchschnitt liegt bei einer Überbelegungsquote von 16 Prozent, also fast doppelt so hoch, wie hierzulande. In Polen ist die Lage noch dramatischer, dort lebten 41 Prozent der Bevölkerung in überbelegten Wohnungen.

Arbeiterwohlfahrt besorgt

Angesichts der dramatischen Entwicklung zeigte sich auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) besorgt. Wolfgang Stadler, AWO-Bundesvorsitzender sprach davon, dass es ein „kaum realisierbarer Traum“ geworden ist, „in einer Wohnung zu leben, die den eigenen Bedürfnissen entspricht und zugleich bezahlbar ist“.

Daher fordert die AWO insgesamt drei Sofortmaßnahmen, um gegen das Problem vorzugehen. Das Wohngeld müsse erhöht werden, die Mietpreisbremse wirksamer gestaltet werden und man müsse den sozialen Wohnungsbau verstärken. Gleichzeitig sollten Energie- und Wasserpreise sozial gestaltet werden. Wohngeld sowie Kosten für Unterkunft und Heizung müssten zusätzlich regelmäßig an die Lebensrealität angepasst werden.

Senioren finden kaum bezahlbare Wohnungen

Schwierig wird es auch für Rentner. Sie leben einer aktuellen Studie zufolge zwar auf durchschnittlich 59 Quadratmetern im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt mit 46 Quadratmetern recht großzügig. Allerdings fällt es den Rentnern zunehmend schwerer, die steigenden Mieten zu zahlen. Die Lage wird sich noch weiter verschlechtern, denn die Zahl der Senioren steigt weiter an. Aktuell sind es rund 18 Millionen, bis 2040 dürfte ihre Zahl auf 24 Millionen klettern. Gleichzeitig müssen die Rentner künftig mit immer weniger Rente auskommen.

Die einfachste Lösung wäre natürlich der Umzug in eine kleinere Wohnung. Dann würden die größeren Räume auch denen zur Verfügung stehen, die sie dringend brauchen. Doch genau da liegt das Problem: Rentner bleiben oft in der alten Wohnung, selbst wenn die Kinder aus dem Haus und/oder der Partner verstorben ist. Denn die Mietkosten sind trotz geringeren Wohnraums oft nicht niedriger, so Matthias Günther vom Pestel-Institut. Wer sich die bisherige Miete nicht mehr leisten kann, ist dann oft gezwungen, nicht nur die Wohnung selbst, sondern auch den Wohnort zu wechseln.

Die einzige mögliche Lösung wäre eine Wohngemeinschaft, so dass man sich die Kosten teilen kann. Allerdings scheuen sich viele davor, mit fremden Menschen zusammenzuleben.

Quelle: dpa

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