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Arzneimittelrückstände im Trinkwasser: Wie ist die Lage in Deutschland?

Das Umweltbundesministerium hat einen Bericht über Arzneimittelrückstände im Trinkwasser vorgelegt. Er zeigt, dass es beim Monitoring noch erhebliche Lücken gibt.

Dabei müssen vor allem die Risiken neu bewertet werden, die durch Arzneimittelrückstände im Trinkwasser sowie im Grundwasser bestehen. Auch die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind noch ungenügend erforscht. Dort spielt vor allem die Kumulation der ins Wasser gelangten Wirkstoffe aus Arzneimitteln eine wichtige Rolle.

Welche Arzneimittelrückstände können ist Trinkwasser gelangen?

Das zeigt ein Blick auf die in den Wasserproben aus Kläranlagen nachgewiesenen Wirkstoffe. Sehr hohe Konzentrationen werden beispielsweise bei Carbamazepin, Diclofenac, Metoprolol, Sotalol, Amidotrizoesäure, Erythromycin, Iopamidol sowie Iopromid und Iomeprol gemessen. Dabei fällt auf, dass es sich sowohl um Rückstände von Schmerzmitteln als auch von Antibiotika handelt. Auch Rückstände von dem in Deutschland am häufigsten verordneten Schmerzmittel Ibuprofen werden mit steter Regelmäßigkeit in den Kläranlagen nachgewiesen. Das Bundesumweltministerium bezieht sich in den Bericht auf eine Studie, in der auch untersucht wurde, wie viele Wirkstoffe in welchen Konzentrationen gleichzeitig in den Wasserproben angetroffen wurden. Im Konzentrationsbereich zwischen 0,1 und einem Nanogramm pro Liter wurden bis zu 61 Wirkstoffe im Oberflächenwasser gefunden. 20 Wirkstoffe schaffen es danach mit dieser Konzentration ins Grundwasser und immerhin noch 8 Wirkstoffe bis ins Trinkwasser. Die gute Nachricht ist, dass Wirkstoffe in höheren Konzentrationen im Trinkwasser nicht gefunden wurden.

Verbrauch von Arzneimittel steigt rasant an

Ibuprofen spielt bei der Verunreinigung von Wasser mit Arzneimittelrückständen eine besondere Rolle. Von 2001 bis 2012 haben sich die verkauften Mengen vervierfacht. Der Verbrauch des Röntgenkontrastmittels Iomeprol hat sich zeitgleich verdreifacht, während die Menge bei Diclofenac nahezu identisch ist. Bei dieser Entwicklung zeigen sich auch Auswirkungen der demografischen Entwicklungen. Mit steigendem Alter erhöht sich die Menge der pro Jahr verabreichten Tagesdosen (definierte Tagesdosen, DDD) von Arzneimitteln. Menschen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren benötigen weniger als 400 Tagesdosen pro Jahr. Bei über 80-Jährigen steigen die Verbrauchsmengen auf mehr als 1.500 Tagesdosen innerhalb eines Jahres.

Der demografische Trend für Deutschland zeigt eine wachsende Menge alter Menschen. Damit steigen auch die zu erwartenden Belastungen von Oberflächenwasser, Grundwasser und Trinkwasser mit Arzneimittelrückständen. Einige Einträge lassen sich nicht vermeiden. Dazu gehören beispielsweise die von Menschen und Tieren ausgeschiedenen Reste der Wirkstoffe. Vermeidbar sind dagegen die Einträge aus der unsachgemäßen Entsorgung nicht mehr benötigter oder verwendbarer Medikamente. Sie gehören nicht in die Toilette, sondern in den Hausmüll, der in die Müllverbrennungsanlagen wandert. Dort richten Arzneimittelreste den geringsten ökologischen Schaden an.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 19/16430

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