Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Jubiläum beim Hochwasserschutz in Schleswig-Holstein: 50 Jahre Eidersperrwerk

Flooding - North Yorkshire - United Kingdom

Das Eidersperrwerk in Tönning darf bereits auf ein halbes Jahrhundert Geschichte zurückblicken. Zum Jubiläum stellen wir das Bauwerk vor.

Die Folgen schwerer Sturmfluten führten dazu, dass das Eidersperrwerk in Tönning gebaut und am 20. März 1973 in Betrieb genommen wurde. Den Ausschlag gab letztlich die Hamburg-Sturmflut im Jahr 1962, die mit Rekordwerten bei den Wasserständen mehr als 300 Todesopfer forderte. Dabei wurde in der Region schon frühzeitig mit einem Hochwasserschutz in Form von Dämmen begonnen. Die angelegten Deiche sollten die extrem hoher Opferzahlen historischer Fluten (beispielsweise die Julianflut, die beiden Marcellusfluten und die Luciaflut) verhindern. Doch sie reichten allein nicht aus, um Überflutungen im Hinterland der Eidermündung ausreichend zu schützen. Deshalb entstand die Idee für ein Sperrwerk, durch das kein Wasser aus der Nordsee mehr unkontrolliert in die Flussmündung eindringen konnte.

Zahlen und Fakten rund um das Eidersperrwerk

Der Bau des Sperrwerks an der Eidermündung kostete am Ende rund 170 Millionen DM. Es arbeitet nach dem Prinzip des Sielsperrwerks und besteht aus einer Doppelreihe mit jeweils 5 Segmenttoren. Jedes Segmenttor bringt ein Gewicht von etwa 250 Tonnen auf die Waage und weist bei einer Länge von 40 Metern eine Sperrfläche von rund 400 Quadratmetern auf. Das Absenken und Anheben der Segmenttore erfolgt mit einem hydraulischen System. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 66 Zentimeter pro Minute. Das Problem der Strömungsgeschwindigkeit wurde durch die Absicherung der Flusssohle beidseits auf einer Länge von 150 Metern mit Granitsteinblöcken aus Schweden gelöst. Sie sind so eng gesetzt worden, dass die Fugenfüllung mit bis zu 60 Millimeter großen Steinchen durch die Strömung nicht gelöst werden kann. Inzwischen konnte das Eidersperrwerk seine Schutzwirkung bei weit mehr als 60 schweren Sturmfluten erfolgreich unter Beweis stellen und dazu beitragen, dass die Schifffahrt auf dem Unterlauf der Eider ohne nennenswerte Beeinträchtigungen möglich war.

Bau des Eidersperrwerks verschlang gigantische Materialmengen

Für den Bau der Schutzanlage gegen die Folgen von Sturmfluten mussten rund 95.000 Tonnen Granitsteinblöcke aus Schweden herangeschafft werden. Außerdem stecken im Eidersperrwerk rund 48.000 Kubikmeter Beton sowie rund 7.000 Tonnen Spannbeton. Mit etwa 6.000 Tonnen war auch der Bedarf für Spannstahl und Betonstahl hoch. Hinzu kommen offiziellen Angaben zufolge rund 15.800 laufende Meter Stahlpfähle. In den Baukosten sind zusätzlich die Aufwendungen für etwa 18.000 Quadratmeter Spundwände enthalten.

Wie können Schiffe das Eidersperrwerk passieren?

Die Passage von Schiffen zwischen der Eider und der Nordsee wird durch die Eiderschleuse garantiert. Der Schleusentrog ist 13 Meter breit und 75 Meter lang und verfügt über 5 Tore, die nach dem Stemmtorprinzip arbeiten. Bei der Anlage der Vorhäfen dachten die Planer sehr praktisch, denn sie werden nicht nur als Liegeplätze für die Wartezeit genutzt. Sie lassen sich parallel als Arbeits- und Liegehafen nutzen. Das brachte der Fischerei einen entscheidenden Vorteil, denn dadurch verkürzten sich die Anfahrtszeiten für die beliebtesten Fischgründe in der Nordsee erheblich. Die Eiderschleuse wird von einer Klappbrücke überspannt. Für einen Öffnungs- und Schließvorgang benötigt die Klappbrücke etwa 2 Minuten. Das Eidersperrwerk beherbergt im Inneren einen Straßentunnel, der für den PKW-Verkehr geeignet ist. Die Schleuse am Sperrwerk ist ganzjährig rund um die Uhr geöffnet. Gebühren für die Schleusennutzung werden seit Jahresbeginn 2019 nach den Angaben der Wasserstraßenverwaltung des Bundes nicht mehr erhoben.

Quelle: Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSA)

About Author