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Gasversorgung: Deutschland will nun endlich LNG-Terminals bauen

Heating Specialist with Gas Leak Detector in His Hand

Die Notwendigkeit für LNG-Terminals steht schon längere Zeit fest, doch an der Realisierung haperte es bisher. Nun steigt die Dringlichkeit.

In der Sondersitzung des Deutschen Bundestags am 27. Februar 2022 zum Krieg in der Ukraine kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz verbindlich den Bau von LNG-Terminals in Deutschland an. Sie sollen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel entstehen. Durch die als Folge der Ukrainekrise bestehenden Unsicherheiten bei den Gaslieferungen aus Russland wird der Bau nun unumgänglich.

German LNG Terminal Brunsbüttel sollte längst im Bau sein

Nach den ursprünglichen Plänen sollte das Terminal in Brunsbüttel eigentlich bereits im Jahr 2022 in Betrieb gehen und eine Kapazität für die Bereitstellung von bis zu 8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben. Erste Verträge dazu wurden schon 2018 abgeschlossen. Als Baubeginn war das Jahr 2020 angedacht. Doch das Investorenkonsortium bat die Stadt Brunsbüttel im März 2020 um eine Verlängerung der Entscheidungsfrist. Diese Verlängerung läuft im März 2022 aus. Nach den Ankündigungen des Bundeskanzlers Olaf Scholz vom 27. Februar 2022 ist davon auszugehen, dass die Bundesregierung Druck auf das Joint Venture aus der Oiltanking GmbH, der Vopak LNG Holding und der Gasunie LNG Holding ausüben wird. Das geplante LNG-Terminal in Wilhelmshaven befand sich zum Zeitpunkt der Sondersitzung des Deutschen Bundestags noch in der Überprüfungsphase.

Hat Deutschland die Chance, Gas von anderen LNG-Terminals zu beziehen?

Deutschland bezieht bereits Gas von ausländischen LNG-Terminals. Ein Beispiel ist der Hafen Rotterdam, dessen Gesamtkapazität bei 12 Milliarden Kubikmetern pro Jahr liegt. Nur ein kleiner Teil wird in den Niederlanden selbst verbraucht. Von dort aus ist der Weitertransport sowohl per Pipelines als auch mit speziellen Tanklastwagen möglich. Eine weitere Alternative zur Schließung von möglichen Versorgungslücken als Folge des Kriegs in der Ukraine stellt das „Lech-Kaczynski“-Terminal dar. Es befindet sich im polnischen Swinemünde und ist damit nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Dieses LNG-Terminal wurde im Jahr 2015 in Betrieb genommen und könnte die verfügbaren Kapazitäten zeitnah um bis zu 2,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr erhöhen.

Reichen die zusätzlichen Kapazitäten zur Kompensation möglicher Ausfälle?

In den letzten beiden Jahrzehnten lag der jährliche Gasverbrauch in Deutschland bei einem Durschnitt von knapp 90 Milliarden Kubikmetern. Etwas mehr als die Hälfte wurde über Pipelines aus Russland bezogen. Das bedeutet, dass rund 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bei einem Komplettausfall der russischen Lieferungen ersetzt werden müssten. Die beiden von Olaf Scholz benannten LNG-Terminals in Deutschland decken nur etwa ein Drittel ab. Knapp 9 Milliarden Kubikmeter Gas fließen in der Bundesrepublik pro Jahr in die Stromerzeugung. Hier wären Einsparungen durch den vorübergehenden Stromzukauf aus Nachbarländern oder einen verzögerten Ausstieg aus der Stromproduktion aus Kohle möglich. Zudem muss der Gasverbrauch für die Beheizung schnell und drastisch gesenkt werden. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Bundesregierung die Förderungen für den Umstieg auf andere (umwelt- und klimafreundliche) Energieträger noch einmal deutlich ausbaut.

Quelle: Deutscher Bundestag, Statista, Port of Rotterdam, Hafen Swinemünde

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