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Wie die Lebensbedingungen die Lebensdauer beeinflussen

Wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht, die am Mittwoch im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, sorgen schlechte soziale und wirtschaftliche Lebensumstände für eine Verkürzung der Lebensdauer um bis zu zwei Jahre. Im Schnitt lebten den Angaben zufolge Menschen, die mit ungünstigen sozio-ökonomischen Bedingungen zurechtkommen müssen, 25 Monate kürzer als andere. Insbesondere die Arbeit in einer gering qualifizierten Tätigkeit und ein niedriges Bildungsniveau würden die Lebensdauer verkürzen, hieß es weiter.

Forschungsprojekt Lifepath gibt Aufschluss

Insgesamt 48 Studien aus fünf Ländern Europas, aus den USA und Australien waren für die aktuelle Studie ausgewertet worden. Die aktuelle Analyse ist übrigens auch ein Teil des Forschungsprojekts Lifepath. Dieses will die Zusammenhänge zwischen sozialen Unterschieden und den Unterschieden im Gesundheitszustand der Probanden darstellen. Die EU-Kommission fördert das Projekt.

Aus der aktuellen Studie geht weiterhin hervor, dass ungünstige soziale und wirtschaftliche Bedingungen oft noch mit weiteren Risikofaktoren, die sich lebensverkürzend auswirken, einhergehen. Insbesondere die Nikotinsucht, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden angegeben. Die Studie zeigte auch, dass die Lebenserwartung durch das Rauchen um durchschnittlich 4,8 Jahre verkürzt wird. Diabetes soll die Lebenserwartung um 3,9 Jahre und Bewegungsmangel um 2,4 Jahre senken.

Die Forscher hatten zur Erstellung der Analyse allerdings lediglich Daten zu den Berufen der Probanden vorliegen. Daher rechneten sie den Einfluss der bereits genannten Risikofaktoren aus ihren Untersuchungen heraus. Trotzdem kamen sie auch im bereinigten Ergebnis zu dem Schluss, dass schlechtere Bildung und ein geringeres Einkommen die Lebensdauer insgesamt verkürzen können.

Wie lassen sich die Lebensbedingungen verbessern?

Mika Kivimaki vom Londoner University College erklärte, dass längst klar sei, dass Arbeit, Einkommen und Bildung die Gesundheit beeinflussen. Wirkliche Studien, die diese These untermauern, gab es jedoch in der Vergangenheit kaum. Zusammen mit seinen Kollegen forderte er auch die Politik. Auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene könnte sie die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Abgeschafft gehören zum Beispiel die Zwei-Klassen-Gesellschaft durch gesetzliche und private Krankenversicherung in Deutschland, extrem niedrige Budgetierungen, die selbst ambitionierte Ärzte schnell desillusionieren und vieles mehr. Diese Maßnahmen, so sind sich die britischen Forscher sicher, könnten sogar wirksamer sein, als Kampagnen zur Raucherentwöhnung oder Ernährungstipps.

Auch Lifepath-Chef Paolo Vineis erklärte, dass der sozio-ökonomische Status eines Menschen sein ganzes Leben lang unverändert bleiben könne. Dadurch könne er „gefährlichen Bedingungen“ ausgesetzt werden. Bekannt ist etwa bereits, dass Alleinstehende, denen weniger Geld als Familien mit zwei Elternteilen zur Verfügung steht, ihre Gesundheit insgesamt schlechter einschätzen.

Wie hoch ist die Lebenserwartung in Deutschland?

Auch in Deutschland zeigen sich teils große Unterschiede bei der Lebenserwartung. Der Durchschnitt für das gesamte Bundesgebiet weist eine Lebenserwartung von 78,2 Jahren auf. In Baden-Württemberg liegt die durchschnittliche Lebenserwartung sogar bei 79,5 Jahren und ist damit am höchsten in ganz Deutschland. Auf Platz zwei landet Bayern mit 78,9 und auf Platz drei Hessen mit 78,8 Jahren Lebenserwartung. Platz 4 teilen sich mit 78,3 Jahren durchschnittlicher Lebenserwartung Hamburg und Rheinland-Pfalz.

Die hinteren Plätze belegen dagegen Sachsen-Anhalt mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 76,2 Jahren, Mecklenburg-Vorpommern mit 76,5 Jahren und Bremen mit 76,8 Jahren. Damit sind die Unterschiede von gut zwei Jahren zwischen dem bundesweiten Durchschnitt und Sachsen-Anhalt nahezu identisch mit den Ergebnissen aus der aktuellen Studie.

Quelle: AFP

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