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Venedig bei Touristen zu beliebt

Venedig gilt als romantische Lagunenstadt. Allzu viel davon ist aber nicht mehr übrig. Vor über 1.000 Jahren wurde die Stadt auf 118 künstlichen Inseln in die flache Bucht gesetzt. Doch statt der kleinen Gondeln, mit denen man bekanntermaßen durch Venedig fährt, kommen mittlerweile immer mehr riesige Kreuzfahrtschiffe in der Lagune an. Mehr als 1.500 Kreuzfahrtschiffe legen Jahr für Jahr in Venedig an und bringen der Stadt 500 Millionen Euro Einnahmen.

Die Hafenbehörde und die Stadtoberen freuen sich, Umweltschutzaktivisten sehen das Ganze natürlich anders. Denn durch die vielen Kreuzfahrtschiffe wird die fragile Lagunenstadt auch gefährdet. Das hat nun auch die UNESCO erkannt und Venedig ein Ultimatum gestellt: Wenn bis Februar 2017 nicht wenigstens einige dringendste Notmaßnahmen ergriffen werden, um die Stadt zu schützen, verliere sie den Titel als Weltkulturerbe.

In jedem Fall aber würde die Unesco Venedig von der eigenen Liste streichen, auf der man insgesamt 1.007 Orte und Stätten der Welt wegen ihrer Einzigartigkeit und Authentizität aufführt. Stattdessen könnte Venedig sogar auf die schwarze Liste kommen, die die „gefährdeten“ Erbstücke der Menschheit darstellt. Und mit dieser Klassifizierung wäre es um den Tourismus in der Lagunenstadt schlecht bestellt.

Kreuzfahrtschiffe sollen raus aus Venedig

Bereits 2011 hatte die Bürger- und Umweltorganisation „Italia Nostra“ die UNESCO um Hilfe gebeten, weil die Kreuzfahrtschiffe überhand nahmen. Auf der Vollversammlung am Donnerstag in Istanbul beschloss man nun, entsprechend einzugreifen. Zunächst sollten die riesigen Kreuzfahrtschiffe aus den Gewässern von San Marco verbannt werden. Auch bei den übrigen Motorbooten müsse man den Verkehr massiv einschränken.

Ebenfalls fordert die UNESCO von Venedig, dass die Ausbaggerungen gestoppt werden, dass man mit einem Besucher-Management für eine bessere Organisation der Touristen sorge und deren Zahl auf ein für die Stadt erträgliches Maß senke. Wichtig sei ebenfalls, dass man die wenigen verbliebenen Bewohner Venedigs davor schütze, dass immer mehr reiche Menschen sich einen Zweitwohnsitz in der Lagunenstadt zulegen wollen und dadurch kein Wohnraum mehr für die Einheimischen zur Verfügung stünde.

Venedig wird seit Jahren beschädigt

Dabei ist es um die Stadt schon lange nicht mehr allzu gut bestellt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Meerwasserspiegel um 30 Zentimeter angestiegen. In vielen Häusern der Stadt befindet sich ständig Wasser im „Erdgeschoss“ und die Gebäude sind bereits schwer geschädigt. Zu ihnen zählen selbst die Wahrzeichen Venedigs, wie die Kathedrale San Marco oder die Kirche San Polo.

Schon seit Jahren versucht man in Venedig einen Flutwellenschutz aufzubauen, der mit beweglichen Barrieren ausgestattet ist. Das Schleusensystem Mose, wie es bezeichnet wird, hat mit dem bisherigen Bau bereits Milliarden an Steuergeldern verschluckt. Dennoch kann es nur einen bedingten Schutz vor Flutwellen, jedoch keinen Schutz vor dem weiteren Anstieg des Meeresspiegels und der Versalzung der Lagune bieten.

Für die Anwohner selbst ist es ebenfalls nicht einfach, noch in Venedig zu leben. Pro Jahr zählt die Stadt zehn Millionen Übernachtungen und es strömen doppelt so viele Tagesgäste nach Venedig. Vom Frühling bis zum Herbst befinden sich täglich doppelt so viele Touristen wie Einheimische in der Stadt. Das macht es für die Anwohner nahezu unmöglich, noch Einkaufsmöglichkeiten zu bezahlbaren Preisen zu finden.

Hinzu kommen immense Geldsummen, die für den Erhalt der Häuser aufgebracht werden müssen. Weder Maurer, noch Installateure finden sich noch in Venedig. Fast alle Handwerker müssen vom Festland kommen. Auch die berühmten Gondolieri, die das Stadtbild prägen, leben nur in den seltensten Fällen in Venedig. Wer dennoch in der Stadt lebt, etwa zur Miete, der muss sich mit dem massiven Touristengetümmel über, unter oder neben sich abfinden.

Quelle: dpa

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