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Nach der GDL droht nun die EVG mit neuen Bahnstreiks

Als potentieller Kunde der Deutschen Bahn hatte man es in den letzten Wochen schwer. Ständig musste man die Nachrichten verfolgen, ob nicht schon wieder ein neuer Bahnstreik die Verbindungen auf der Schiene lahm legt. Bei den von der Lokführergewerkschaft GDL veranlassten Streiks fuhr wenigstens im Durchschnitt jeder dritte Zug. Nun droht durch einen neuerlichen Bahnstreik das komplette Chaos auf den Bahnhöfen: Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat angekündigt, nunmehr mit weiteren Streiks die eigenen Forderungen durchsetzen zu wollen.

Welche Konsequenzen hätte ein Bahnstreik bei der EVG?

Alexander Kirchner, der derzeitige Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft, kann nicht nur auf die Unterstützung von etwa 34.000 Eisenbahnern vertrauen, wie dies GDL-Chef Weselsky konnte. Die EVG hat derzeit rund 209.000 Mitglieder. Dazu zählen sich einige Lokführer und ein Großteil des weiteren Bordpersonals. Aber Alexander Kirchner hat ein nicht zu unterschätzendes „Ass im Ärmel“. Seiner Gewerkschaft gehören fast alle Fahrdienstleiter in den Stellwerken an. Würden diese bei einem neuerlichen Bahnstreik die Arbeit niederlegen, ging weder bei der Deutschen Bahn etwas, noch könnten private Eisenbahngesellschaften einen Teil der Ausfälle auffangen. Bei einem Streik der Fahrdienstleiter wäre der Eisenbahnverkehr in Deutschland vollständig lahm gelegt. Dann hätte die Deutsche Bahn auch keine Chance mehr, einen Notfahrplan durch Ersatzpersonal aus dem Ausland zu garantieren.

Welche Forderungen stellt die EVG?

Der EVG-Chef Alexander Kirchner hat es nach Angaben des Tagesspiegels ganz schlau gemacht: Er hat alle Mitlieder schriftlich befragt, welche Forderungen die EVG in ihrem Namen an die Deutsche Bahn stellen soll. Das hat es bei den Tarifverhandlungen der Gewerkschaften in Deutschland so noch nie zuvor gegeben. Und die Forderungen der Eisenbahner haben es in sich. Sie wollen für die Übernahme ihrer ziemlich hohen Verantwortung künftig sechs Prozent mehr Lohn haben. Damit folgen sie – nebenher bemerkt – auch den Empfehlungen der Chefs der EZB, die mit hohen Tarifabschlüssen die Konjunktur in Deutschland ankurbeln möchten.

Die Konkurrenz der Gewerkschaften provoziert einen neuen Bahnstreik

Kirchner möchte gern auch für die Lokführer mit verhandeln und bei einem Bahnstreik für die Verbesserung der Entgelte der GDL-Mitglieder mit kämpfen. Doch genau das will GDL-Chef Weselsky nicht. Die Deutsche Bahn sperrt sich nach wie vor dagegen, in ihrem Unternehmen zwei verschiedene Tarifverträge anzuwenden. Der Konflikt zwischen der EVG und der GDL schwelt nunmehr schon über ein Jahrzehnt. Claus Weselsky war sich offenbar auch nicht zu schade für persönliche Beleidigungen seines Konkurrenten Kirchner. In einer Kritik an der Vereinigung der GDBA und der Transnet vergriff er sich im Vokabular und sprach wörtlich von einem „behinderten Kind“. Das traf Alexander Kircher hart, denn er hatte einen Sohn, der an den Folgen einer Körperbehinderung starb. Was Weselsky offenbar unterschätzt, ist die Macht, die die EVG aufgrund ihrer erheblich höheren Mitgliederzahl hat. Die EVG hatte beispielsweise dafür gesorgt, dass Hartmut Mehdorn aus seiner Funktion als DB-Chef abberufen wurde.

Wie kann ein weiterer Bahnstreik noch vermieden werden?

Seitens der Deutschen Bahn gab es am 14. November 2014 ein Angebot, mit der GDL auch über die Entlohnung der Zugbegleiter zu sprechen. Doch dafür wird es keine Zustimmung der EVG geben, betonte Kirchner in einem Interview. Auch Tarifverträge mit groben Unterschieden wird die EVG nicht zulassen. Dafür würde sie notfalls auch mit einem Bahnstreik kämpfen. Ein Ausweg bestünde darin, dass die Forderungen der beiden Gewerkschaften harmonisiert werden. Damit hätten die Chefs der Deutschen Bahn auch kein Problem. Zumindest brachte das Alexander Kircher in seinem Pressestatement so zum Ausdruck. Vielleicht sollten es die beiden Gewerkschaftschefs alternativ mit einer Abwandlung des letzten Satzes des Kommunistischen Manifests in „Eisenbahner aller Gewerkschaften vereinigt euch“ versuchen, ihre Feindschaft begraben, und den Kampf um bessere Bedingungen für die Eisenbahner Schulter an Schulter austragen.

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