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Arzneiverordnungsreport 2016 – Kosten steigen rasant

Nach Angaben des vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdo) veröffentlichten Arzneiverordnungsreport 2016 wurden allein im Jahr 2015 rund 36,9 Milliarden Euro von den gesetzlichen Krankenkassen für die Versorgung der Versicherten mit notwendigen Medikamenten ausgegeben. Das bedeutet im Vergleich zum Jahr 2013 eine Steigerung um rund 4,8 Milliarden Euro. Doch diese Ausgabensteigerungen sind nicht darin begründet, dass die Ärzte ihren Patienten mehr Medikamente verordnen würden. Vielmehr ist die Preispolitik schuld, die von den Pharmazieunternehmen verfolgt und von der deutschen Gesetzgebung auch nach der Einführung des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) im Jahr 2010 noch geduldet wird. Damit sollten eigentlich rund 2,2 Milliarden Euro pro Jahr bei den Arzneimittelverordnungen eingespart werden.

Was zeigt der Arzneiverordnungsreport 2016 auf?

Die höchsten Kosten verursachen patentierte Medikamente. Allein dort gab es von 2014 auf 2015 eine Kostensteigerung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Die Gesamtkosten für patentgeschützte Fertigarzneien beliefen sich im Jahr 2015 auf rund 14,9 Milliarden Euro. Das bedeutet eine Kostensteigerung von 9,7 Prozent. Professor Ulrich Schwabe, der als Herausgeber des Arzneiverordnungsreports 2016 fungierte, sieht gerade in diesem Sektor ein erhebliches Sparpotential. Er kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Entwürfe für das Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz der gesetzlichen Krankenkassen, die seiner Meinung nach Deutschland als „Hochpreisland“ im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schützen sollen. Er merkt an, dass diese Politik voll zu Lasten der Patienten geht.

Preisstudie des WIdo und der TU Berlin untermauert diese Aussage

Der Geschäftsführer des WIdo (Jürgen Klauber) führt zur Begründung konkrete Zahlen an, die aus einer Preisstudie stammen, welche das Wissenschaftliche Institut der AOK gemeinsam mit Marktforschern der TU Berlin durchgeführt hat. Dabei wurden in acht EU-Ländern die Preise für 250 patentierte Medikamente genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis wies ein Sparpotential in Höhe von 3,2 Milliarden Euro pro Jahr aus, wobei noch nicht einmal berücksichtigt wurde, dass einige Krankenkassen in Deutschland Rabatte mit den Herstellern ausgehandelt haben. Da die im Ausland gewährten Rabatte nicht bekannt sind, wurden hier die vollen Preise bei dem Vergleich zugrunde gelegt. Besonders rasant fallen die Kostensteigerungen bei den Krebsmedikamenten aus. Hier geht das IMS davon aus, dass in den fünf führenden EU-Ländern bis zum Jahr 2020 mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr ausgegeben werden. Professor Ludwig, einer der führenden deutschen Arzneimittelexperten, kritisierte vor allem die Art der klinischen Studien im Rahmen der Zulassungsverfahren, bei dem eine langfristige Nutzenbewertung derzeit noch in den Hintergrund rückt.

Quelle: wido.de

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