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Zwei Polio-Fälle in Ukraine

In der Ukraine sind zwei Kinder an Polio erkrankt, die ersten Infektionen in Europa seit 2010, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf mitteilte. Darin sieht man einen Rückschlag in der Bekämpfung der gefürchteten Krankheit. Dennoch gibt die WHO Entwarnung, denn es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Erkrankung auch auf andere Länder übergreife.

Die beiden aktuellen Fälle lassen sich laut WHO auf eine zu geringe Impfquote in der Ukraine zurückführen, da beide betroffenen Kinder keinen vollständigen Impfschutz aufweisen.

Polio – gefürchtete Kinderlähmung

Polio ist hierzulande auch als Kinderlähmung bekannt. Verursacht wird die Krankheit durch Viren, die das zentrale Nervensystem angreifen. Sie können zur Lähmung bis hin zum Tod führen. Es gibt bis heute kein Heilmittel gegen Polio, aber einen wirksamen Impfstoff. Gefördert wird die Erkrankung bei schlechten Hygieneverhältnissen, da sie meist als Schmierinfektion übertragen wird. Polio gilt weltweit als ausgerottet, lediglich in Pakistan, Nigeria und Afghanistan gibt es noch Fälle.

Nun ist also auch die Ukraine wieder dabei. Die beiden Kinder von vier Jahren und zehn Montan sind seit Anfang Juli gelähmt. In der Ukraine wird eine Impfung mit entschärften Lebendviren durchgeführt. Sie können die geimpften Personen nicht krank machen, sorgen aber dafür, dass das Immunsystem Antikörper gegen die Polioviren ausbildet. Kommen geimpfte Personen später mit den Viren in Kontakt, sind sie gegen diese gewappnet.

Das Problem bei dieser Form der Impfung besteht darin, dass die Lebendviren mutieren und dann doch wieder krank machen können. Dies gilt insbesondere, wenn sich zu viele Personen nicht impfen lassen und die Viren so verbreiten. Mitunter geht das sogar so weit, dass Personen sich mit Polio infizieren, die Viren übertragen, aber selbst davon nichts merken.

Sobald also das Virus unter vielen ungeimpften Menschen und über einen langen Zeitraum übertragen wird, steigt das Risiko einer Rückmutation und weiteren Verbreitung der Erkrankung. Mittlerweile scheint klar zu sein, dass genau das passiert ist und die beiden Kinder deshalb an Polio erkrankt sind. Derartige Fälle sind jedoch sehr selten und treten nur bei Verwendung von Lebendimpfstoffen auf, die in Deutschland nicht zum Einsatz kommen. Deshalb hält die WHO ein Übergreifen von Polio auf Deutschland auch für unwahrscheinlich.

Polio-Warnung schon vor zwei Jahren

Bereits vor zwei Jahren hatte UNICEF vor einem Polio-Ausbruch in der Ukraine gewarnt. Damals berief man sich auf die geringe Impfquote, die nur bei 74 Prozent lag. Mindestens 80 Prozent der Bevölkerung müssten jedoch gegen Polio immun sein, um eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.

Wie die WHO mitteilte, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Polio in der Ukraine weiter ausbreitet. Ein Übergreifen auf die angrenzenden Länder Polen, Rumänien, die Slowakei und Ungarn hält die WHO dagegen für unwahrscheinlich.

Laut Robert Koch-Institut gab es in Deutschland übrigens 1990 das letzte Mal einen Fall von Kinderlähmung. In Europa wurde der letzte Fall 2010 aus Tadschikistan gemeldet. Damals konnte das Virus allerdings auch auf Russland, Kasachstan und Turkmenistan übergreifen.

Quelle: Focus

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