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Welche Kippelemente können das globale Klima beeinflussen?

In jüngster Zeit gab es gleich mehrere Ereignisse, welche die Diskussionen um die weitere Entwicklung des globalen Klimas angeheizt haben. Eine aktuell im Fachmagazin PNAS veröffentlichte Studie hat die sogenannten Kippelemente zum Inhalt, welche das Klima auch sehr schnell ändern können.

Inzwischen ist klar, dass es eine ganze Reihe solche Kippelemente beim Klima gibt. Dafür wurden die Auslöser für kürzere Kälte- und Wärmephasen in der jüngeren Erdgeschichte untersucht. Im Fokus standen dabei die Zeiträume, in denen sich die globalen Durchschnittstemperaturen binnen kurzer Zeit verringerten oder erhöhten.

Welche Bedeutung haben die Ozeane als Kippelement?

Der Mensch selbst hat mit der voranschreitenden Industrialisierung und Motorisierung dafür gesorgt, dass sich die Temperatur weltweit erhöht. Davon geht ein Kaskadeneffekt aus. Das zeigt sich beim Zusammenhang zwischen dem Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und dem Salzgehalt in den nördlichen Bereichen des Atlantiks. Der Salzgehalt sinkt als Folge der immensen Mengen Süßwasser, die dadurch in den Ozean gelangen. Von der Höhe des Salzgehalts hängt wiederum die Intensität des Golfstroms ab. Bei welchem Salzgehalt er komplett zum Erliegen kommt, können die forschenden Wissenschaftler aktuell noch nicht präzise vorhersagen. Aktuell gibt es widersprüchliche Studien, bei denen die meisten jedoch zu dem Schluss kommen, dass sich die durchschnittliche Fließgeschwindigkeit bereits reduziert hat. Die Folge sind beispielsweise die langanhaltenden Dürre- und Hitzeperioden in Mittel- und Westeuropa. Sollte der Golfstrom jedoch komplett zum Stillstand kommen, droht genau diesen Regionen ein gewaltiger Temperatursturz, denn der Golfstrom ist sozusagen „die Fernheizung“ Europas. Genau dieses Szenario droht bereits bei einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um bis zu zwei Grad Celsius.

Wo gibt es weitere temperaturabhängige Kippelemente beim Klima?

Übersteigt die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur zwei Grad Celsius, werden zusätzliche Kippelemente beim Klima wirksam. Dann fällt der westafrikanische Monsun aus und die Fläche der Sahara vergrößert sich rasant. Gleichzeitig verschwinden große Teile der Wälder der Taiga und des Regenwalds im Amazonas. Damit verschwinden wichtige Klimastabilisatoren. Bei einem Plus von mehr als zwei Grad Celsius verstärkt sich auch die Eisschmelze am Eisschild in der westlichen Antarktis. Dadurch wird der Salzgehalt der Ozeane ebenfalls reduziert, was wiederum Auswirkungen sowohl auf den Golfstrom als auch El Nino und La Nina hat. Das warme Wasser bleibt an der Oberfläche der Ozeane und prallt als deutlich verstärkter El Nino auf die gesamte US-Westküste, auf Mittelamerika und große Teile des südamerikanischen Kontinents. Die Folge ist eine deutliche Steigerung der dortigen Temperaturen, weil gleichzeitig die Oszillation im Südpazifik (ein dem Golfstrom ähnliches Strömungssystem) nicht mehr funktioniert. Wie sich das auswirkt, zeigt sich jetzt schon an den gigantischen Buschbränden in Kalifornien. Die Buschbrände setzen einerseits Hitze und andererseits Kohlenstoffdioxid und Feinstaub frei. Diese gelten als Katalysatoren des Klimawandels.

Doch es kann noch schlimmer kommen. Bei einer Erhöhung der globalen Temperaturen um 3 bis 5 Grad Celsius geht es auch den Permafrostböden im Norden Russlands an den Kragen. Wenn sie tauen, werden immense Mengen Methangas freigesetzt. Methangas gehört ebenfalls zu den klimaschädlichen Gasen, die eine Temperaturerhöhung bewirken. Das heißt, die aktuellen Handlungen des Menschen sind mit dem Anstoßen des ersten Steins beim „Domino-Day“ vergleichbar. Noch kann er angehalten werden. Hat er die Kette der fallenden Steine erst einmal in Gang gesetzt, verstärken sich die einzelnen Kippelemente des Klimas gegenseitig. Werden die Klimaschutzmaßnahmen nicht sehr schnell umgesetzt, könnte die Erde zum Ende des 21. Jahrhunderts bereits deutlich anders aussehen als heute.

Quelle: pnas.org

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