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Techniker Krankenkasse deckt „Fehlversorgung“ Demenzkranker auf

Wer in Deutschland unter Alzheimer leidet, bekommt oft ausschließlich Beruhigungsmittel. Medikamente, die in der Lage sind, den Gedächtnisverlust zu verlangsamen, werden den Patienten häufig vorenthalten. Das deckte jetzt eine aktuelle Untersuchung der Techniker Krankenkasse auf.

Fazit des Innovationsreports der Techniker Krankenkasse (TK) ist: In Deutschland werden Patienten mit Alzheimer-Demenz oft falsch oder sogar überhaupt nicht behandelt. Nur 14 Prozent der TK-Versicherten, die an Demenz erkrankt sind, erhalten demnach ein Antidementivum, das die Krankheit als solches behandelt.

Demenz: „Flächendeckende Fehlversorgung“ beunruhigt

Neun Prozent der TK-Versicherten werden zusätzlich mit Beruhigungsmitteln therapiert. Dem gegenüber stehen 26 Prozent, die trotz der eindeutigen Diagnose Demenz ausschließlich Beruhigungsmittel erhalten und fast die Hälfte der Betroffenen wird gar nicht behandelt.

Gerd Glaeske, Gesundheitswissenschaftler aus Bremen, erklärte dazu, dass sich die „gravierende Fehlversorgung mit Beruhigungsmitteln und die gleichzeitige Unterversorgung mit Antidementiva nicht mit den medizinischen Leitlinien erklären“ lasse. Er sprach davon, dass der „Verdacht nahe liege, dass demente Menschen einfach ruhiggestellt werden, statt sie richtig zu behandeln“. Auch TK-Chef Jens Baas forderte nach dem aktuellen Report, dass man die Versorgung Demenzkranker dringend verbessern müsse.

Bisher ist Demenz nicht heilbar

Aktuell geht man von rund 1,7 Millionen Demenzkranken in Deutschland aus. Zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer als häufigste Form der Demenz. Mit der Hirnerkrankung geht der Verlust zahlreicher geistiger Funktionen einher: Erkrankte können nicht mehr logisch denken, verlieren die Fähigkeit, zu sprechen, ihre Urteilsfähigkeit ist eingeschränkt und auch der Orientierungssinn geht verloren. Durch die Erkrankung sterben Gehirnzellen ab oder werden stark geschädigt. Die Zellen in der Hirnrinde sind besonders stark betroffen.

Aktuell gibt es zwar mehrere Demenz-Medikamente, allerdings können sie das Fortschreiten der Erkrankung lediglich verlangsamen. Ein Aufhalten der Demenz oder gar deren Heilung ist derzeit nicht möglich. Problematisch ist hierbei auch, dass die Alzheimerforschung zurückgeht, so dass neue Therapien und Medikamente immer seltener entwickelt werden können. Das beklagt die Deutsche Alzheimergesellschaft allerdings schon seit Jahren.

Die TK macht in ihrem Bericht ebenfalls keine großen Hoffnungen: Große pharmazeutische Unternehmen, wie etwa Pfizer, haben die Alzheimerforschung mittlerweile komplett eingestellt. Damit sinken auch die Chancen, dass es in nächster Zeit zu einem Durchbruch in der Therapie kommt.

Quelle: AFP

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