Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Steigendes Wohngeld – reicht das aus?

Das Wohngeld für deutsche Rentner, Geringverdiener und Arbeitslose soll im kommenden Jahr steigen. Das kündigte die Bundesregierung nach langen Diskussionen jetzt an. Ursprünglich war eine Reform bereits zum Jahresstart 2015 geplant, doch konnte man sich bisher nicht einigen. Ziel ist es, die Leistungen an Wohngeldempfänger den deutlich gestiegenen Warmmieten und Nebenkosten anzupassen, denn die letzte Reform aus dem Jahr 2009 liegt bereits über sechs Jahre zurück.

870.000 Haushalte sollen ab 2016 von Wohngeldreform profitieren

Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst über die geplante Wohngeldreform berichtet und erklärt, dass mehr als 870.000 Haushalte in Deutschland davon profitieren sollen. Dabei soll die Höhe der Miete die Höhe des Wohngelds bestimmen. Im Durchschnitt sollen die Leistungen um 39 Prozent ansteigen. Soweit die guten Nachrichten. Allerdings wird das Wohngeld auch auf die Grundsicherung angerechnet.

Barbara Hendricks von der SPD führt das Bundesbauministerium in Berlin. Sie gab am Freitag die Erhöhung des Wohngelds bekannt und hatte bereits eine Erhöhung des Postens von 500 auf 630 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Allerdings ist bisher unklar, wie hoch das Volumen für das kommende Jahr tatsächlich ausfallen wird. Das hängt in starkem Umfang von den Anträgen ab.

Der Heizkostenzuschuss sollte ebenfalls wieder eingeführt werden. Knapp eine Million einkommensschwache Haushalte hätten davon profitiert. Allerdings hatte die Union Bedenken darüber geäußert und so wurde die Wiedereinführung gestoppt. Jedoch betonen die Politiker, dass sie die Entwicklung der Warmmieten bei der Wohngeld-Reform berücksichtigen wollen.

Wie viel Geld bringt die Wohngeldreform zusätzlich?

 

Um den Bürgern näherzubringen, was die Wohngeldreform ihnen faktisch bringt, lieferte das Ministerium drei grundlegende Rechenbeispiele:

  1. Eine Rentnerin mit 950 Euro Rente muss eine Kaltmiete von 510 Euro zahlen. Dafür gab es bisher 96 Euro Grundsicherung, künftig wären es 120 Euro Wohngeld. Die Grundsicherung fällt dann weg, das Plus beträgt 24 Euro.
  2. Eine Familie mit zwei Kindern bekommt 1.600 Euro brutto für die Arbeit des Vaters, 450 Euro für die Arbeit der Mutter und 368 Euro Kindergeld. Die Kaltmiete beträgt 700 Euro. Bisher erhielt die Familie 280 Euro Kinderzuschlag und 98 Euro Wohngeld, künftig dürften es 194 Euro Wohngeld und damit 96 Euro mehr im Monat sein.
  3. Die Kaltmiete einer alleinerziehenden Mutter liegt bei 520 Euro, ihr Verdienst bei 1.400 Euro. Zusätzlich gibt es 300 Euro Unterhalt für die Kinder und 368 Euro Kindergeld. Bisher stand der Mutter ein Wohngeldanspruch von 71 Euro zu, künftig werden es 187 Euro sein, also 116 Euro mehr.

Kritiker bemängeln, dass das Wohngeld nicht ausreiche

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die an den oben genannten Zahlen gemessen durchaus berechtigt sind. So sprach Christian Kühn von den Grünen von „Taschenspielertricks“. Die Erhöhung des Wohngelds sei zu gering, vor allem, wenn man die ständig steigenden Wohnkosten in vielen Städten heranziehe. Heidrun Blum von der Linken fordert die Regierung auf, die teils dramatisch ansteigenden Wohnkosten zu dämpfen, denn für viele einkommensschwache Haushalte sind diese kaum mehr zu tragen.

Quelle: Handelsblatt

About Author