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Schmerzen bei Fibromyalgie bekämpfen: Aber wie?

Young woman suffering from strong abdominal pain while sitting on sofa at home

Menschen mit Fibromyalgie leiden unter ständigen Ganzkörperschmerzen. Gleichzeitig haben sie Schwierigkeiten, geeignete Therapien zu bekommen.

Die Fibromyalgie (kurz FMS) gehört zu den Erkrankungen, bei denen klassische Schmerzmittel häufig komplett versagen. Das macht die Schmerzbekämpfung sehr schwierig. Einer vom amerikanischen National Institut of Health veröffentlichten Studie (NIH-Kennung 32116208) zufolge könnte Cannabis helfen. Doch dabei ist die Rechtslage in Deutschland schwierig, wie Sie hier nachlesen können. Das ist besonders traurig, weil nach den Resultaten der Studie (die allerdings keinen Anspruch erhebt, repräsentativ zu sein) die kontrollierte Gabe von Cannabis die Schmerzsymptomatik bei einem Drittel der Probanden und die Schlafqualität sogar bei 44 Prozent der Studienteilnehmer deutlich verbessert werden konnte.

Warum ist die Lage bei FMS-Patienten in Deutschland schwierig?

Die behandelnden Ärzte dürfen bei der gesicherten Diagnose Fibromyalgie kein medizinisches Cannabis verordnen. Es gibt inzwischen mehrere Gerichtsurteile, die das bestätigen. Eines der letzten Urteile stammt vom Sozialgericht Osnabrück und wurde im Mai 2019 unter dem Aktenzeichen 46 KR 455/18 gefällt. Zwar litt der Kläger unter Multipler Sklerose, aber die Rechtsexperten von Selbsthilfevereinen gehen davon aus, dass der Tenor der Urteilsbegründung analog auch für die Fibromyalgie gilt. Danach reichen ständige Schmerzen für eine Verordnungsfähigkeit von Wirkstoffen nicht aus, die unter den Geltungsbereich des Betäubungsmittelgesetzes fallen. Zu einer identischen Auffassung war das Hessische Landessozialgericht bereits im Jahr 2017 in drei weiteren Verfahren gekommen (zum Beispiel Aktenzeichen L 8 KR 255/17 B ER). Dort wurde explizit darauf verwiesen, dass FMS-Patienten keinen Anspruch auf eine Cannabis-Verordnung haben. Die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) raten von einer Behandlung mit Opiaten ebenfalls ab.

Welche Behandlungen sind bei Fibromyalgie in Deutschland üblich?

Als Medikation werden in Deutschland ausschließlich Wirkstoffe aus den Gruppen der Antidepressiva sowie der Antiepileptika empfohlen. Sie haben erhebliche Nebenwirkungen, die häufig zu einem Abbruch der Medikation führen. Ansonsten erfolgen die Behandlungen nach den Empfehlungen für psychosomatische Erkrankungen, wobei die meisten Kurkliniken und Tageskliniken in Deutschland (noch) keine speziellen Programme für FMS-Patienten haben. Probleme resultieren für Fibromyalgie-Patienten zusätzlich aus der Tatsache, dass zahlreiche Ärzte und Gutachter trotz einer Anerkennung und Definition durch die WHO die pure Existenz einer Fibromyalgie als Erkrankung bestreiten.

Quelle: National Library of Medicine des NIH, Justbob, Deutsche Fibromyalgie Vereinigung e.V.

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