Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Ryanair: Kartellbeschwerde gegen Staatshilfen an Air Berlin

Dass Air Berlin als einer der Platzhirsche unter den deutschen Fluggesellschaften Insolvenz anmelden musste, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Dass das Unternehmen Überbrückungskredite seitens der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen Euro erhalten soll, hat sich ebenfalls herumgesprochen. In der Erklärung der Regierung hieß es, dass man das Geld zur Verfügung stelle, um den Flugbetrieb in den kommenden Monaten aufrecht erhalten zu können. Zudem sei gerade Urlaubszeit und das Einspringen anderer Airlines reiche nicht aus, um alle Urlauber und andere Reisende mit Air Berlin aufzufangen.

Staatshilfen für Air Berlin sind Ryanair Dorn im Auge

Genau diese Staatshilfen kritisiert jetzt der irische Billigflieger Ryanair und geht gegen sie vor. Bei den Kartellbehörden hat Ryanair jetzt Beschwerde eingelegt. In der Begründung heißt es, der Insolvenzantrag sei nur aus einem Grund gestellt worden: Die Lufthansa solle eine schuldenfreie Airline Air Berlin übernehmen können. Damit verstoße Air Berlin allerdings gegen deutsche und auch EU-Wettbewerbsregeln.

Ryanair warnte weiterhin davor, dass Reisende bei Air Berlin künftig höhere Ticketpreise zahlen müssen. Deshalb sollten jetzt das Bundeskartellamt ebenso wie die EU-Kommission möglichst schnell entsprechende Schritte einleiten.

Air Berlin – kein Manager konnte die Airline retten

Der Niedergang von Air Berlin wurde dabei schon seit Jahren Stück für Stück forciert. Zahllose Führungskräfte haben sich in den letzten Jahren an der Airline versucht. Zuerst sei hier Joachim Hunold zu nennen, der die Fluggesellschaft groß gemacht. 1978 wurde Air Berlin von Kim Lundgren als reiner Charterflieger gegründet. Lediglich zwei Maschinen starteten zu Beginn von West-Berlin aus. 1991 stieg Hunold als Mehrheitseigner in die Airline ein. Der ehemalige Marketing-Chef der LTU hat auf Expansion gesetzt. Kosten werden gesenkt, Arbeitnehmer über externe Dienstleister beschäftigt, Flüge starten von Regionalflughäfen, die der Airline niedrige Gebühren berechnen.

2006 geht Air Berlin schließlich an die Börse, der Erlös soll dazu dienen, einen neuen Branchenriesen aufzubauen. Dafür kauft die Airline Wettbewerber DBA auf, danach die LTU mit den Langstreckenrouten. Doch das Konglomerat, das von Hunold als „Hybrid-Carrier“ bezeichnet wird, gerät zunehmend in Schwierigkeiten. Zwar werden Kurz-, Mittel- und Langstrecke, Urlauber und Geschäftsreisende, Ferienorte und Städteziele angesteuert, doch überall spielt Air Berlin nur ein bisschen mit. 2011 wächst der Druck der Aktionäre und Hunold gibt seinen Posten als CEO auf.

Danach folgt Hartmut Mehdorn als neuer Chef. Der ehemalige Bahn-Chef verordnet der Airline ein Sparprogramm und eine Neuausrichtung. In dieser Zeit entsteht auch die Idee, den Flugbetrieb auf das Drehkreuz am geplanten BER auszurichten. Die Finanzlage ist jedoch eher bescheiden, so dass Air Berlin einen Partner braucht – Etihad. Das Unternehmen aus Abu Dhabi leiht Air Berlin Geld und wird dafür mit 29 Prozent der größte Einzelaktionär. Dann stellt sich heraus, dass der BER erst in unabsehbarer Zeit seine Tore öffnen wird, Mehdorn verkracht sich mit Etihad-Chef James Hogan und verlässt 2013 die Airline, um neuer BER-Chef zu werden.

Danach folgt Wolfgang Prock-Schauer als neuer Air Berlin-Chef. Allerdings setzt er die Vorgaben aus Abu Dhabi lediglich um, immer wieder müssen Finanzspritzen von Etihad kommen. Als Gegenleistung fordern die Araber, dass Air Berlin Urlauber zum Drehkreuz Abu Dhabi bringt. Die Verluste türmten sich entsprechend weiter auf, so dass auch Prock-Schauer das Unternehmen 2015 verlassen musste.

Auf ihn folgt Steffen Pichler, der sich wieder mehr auf die Touristik konzentrieren will. Der einstige Langstreckenläufer kann seine Pläne bei Etihad jedoch nicht umsetzen. Und als die Araber ein Jahr später selber finanzielle Probleme haben, fordern sie, dass Air Berlin aufgespalten wird. Daraufhin werden 38 geleaste Flieger samt Personal an die Lufthansa-Gruppe verleast. Bereits im Winter 2016 kündigt auch Pichler den Austritt aus dem Unternehmen an und hinterlässt einen Verlust von 782 Millionen Euro.

Ihm folgt Thomas Winkelmann, der viele Jahre auch Chef der Lufthansa-Tochter German Wings war. Trotz des mittlerweile fünften Air-Berlin-Bosses in sechs Jahren geht es weiter bergab. Immer häufigere Verspätungen und ganze ausgefallene Flüge sind eine der Folgen. Im Mai 2017 gilt Air Berlin laut Flugdatenanbieter Flightstats als „unzuverlässigster Carrier Europas“.

Jetzt soll Air Berlin aus der Insolvenz heraus von einer anderen Fluggesellschaft übernommen werden. Vor allem auf die Lufthansa hofft man derzeit, da das Unternehmen schon länger über die Übernahme von Anteilen der Air Berlin verhandelt. Ebenfalls gibt es Insider-Angaben zufolge Gespräche mit Billigflieger Easyjet.

Quelle: dpa

About Author