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Massive Sicherheitslücke bei Funk-Autoschlüsseln aufgedeckt

Wissenschaftlern aus Bochum und Birmingham ist es gelungen, massive Sicherheitslücken bei den beliebten Funk-Autoschlüsseln aufzudecken. Bei insgesamt 15 Marken konnten sie die Sicherheitslücken nachweisen. Zu ihnen zählte einmal mehr der ohnehin angeschlagene Hersteller Volkswagen, daneben aber auch Opel, Ford und Fiat.  VWs Fahrzeuge sind im Test besonders stark betroffen gewesen. Die Wissenschaftler konnten die Verschlüsselung der Funkdaten mühelos knacken und sogar beliebig reproduzieren. Betroffen sind zahlreiche VW-Modelle ab dem Baujahr 1995. Auch die VW-Töchter Audi, Skoda und Seat sind von der Sicherheitslücke betroffen.

Wie funktioniert der Funk-Autoschlüssel?

Beim Funk-Autoschlüssel sendet der Schlüssel auf Knopfdruck ein verschlüsseltes Signal an den Wagen selbst. Dort wird das Signal entschlüsselt und der damit verbundene Befehl, wie die Türen zu öffnen, ausgeführt. In der Regel wird auch eine etwaige installierte Alarmanlage damit ausgehebelt.

Die verschlüsselten Codes konnten die Forscher innerhalb weniger als einer Sekunde extrahieren und beliebig reproduzieren. Lediglich ein einziges Mal mussten sie dafür das Funksignal aufzeichnen. In der Praxis würde das bedeuten, dass Langfinger auf dem Supermarktparkplatz lediglich warten müssten, bis der Autofahrer seinen Wagen abschließt. Das aufgezeichnete Signal kann er dann nutzen, um das Fahrzeug zu öffnen, Dinge daraus zu entwenden und es wieder zu verschließen. Ermittelnde Beamte haben dann keine Chance, weil sie keine Einbruchsspuren finden können. Selbst in den Protokollen der Steuerelektronik blieben bei dieser Methode keine Spuren zurück.

Wo liegt der Fehler der Funk-Autoschlüssel?

Wie die Forscher angeben, lässt sich der Fehler beim Design von Volkswagen finden. Das System zur Verschlüsselung ist zwar grundsätzlich sicher, jedoch hat der Hersteller in den letzten 21 Jahren nur wenige Passphrasen in die Schlüssel einprogrammiert. Bereits im November 2015 haben die Forscher VW von ihren Ergebnissen berichtet, sie gehen davon aus, dass weltweit gut 100 Millionen Fahrzeuge betroffen sein könnten.

Auf Anfrage erklärte VW dazu, dass man die Sicherheitssysteme der bis zu 15 Jahre alten Autos nicht mehr mit denen modernerer Fahrzeuge vergleichen könne. Zudem habe man sich mit den Forschern darauf geeinigt, dass diese zwar ihre Ergebnisse veröffentlichen könnten, dabei aber auf sensible Daten verzichten sollten, die es Kriminellen zu einfach machen würden, in fremde Fahrzeuge einzusteigen. Welche konkreten Modelle betroffen sind und wie sich die Fahrer verhalten sollen, dazu wollte VW sich aber nicht äußern. Es gab lediglich die Aussage eines Sprechers, dass die aktuellste Generation der Modelle Tiguan, Passat, Golf und Touran nicht betroffen seien.

Welche Fahrzeuge sind von Sicherheitslücke betroffen?

Doch nicht nur zahlreiche VW-Modelle sind von der Sicherheitslücke im Funk-Autoschlüssel betroffen. So setzten sich die Forscher mit einem Chip des Herstellers NXP aus den Niederlanden auseinander. Dort wird die Verschlüsselungstechnik „Hitag2“ eingesetzt, die auch von zahlreichen Autobauern genutzt wird. Sicherheitslücken wurden unter anderem bei den Herstellern

  • Alfa Romeo
  • Peugeot
  • Mitsubishi
  • Fiat
  • Dacia
  • Citroen
  • Renault
  • Nissan
  • Lancia
  • Ford und
  • Opel
festgestellt. Bei diesen Modellen müssen Kriminelle aber mindestens vier unterschiedliche Funksignale des Original-Autoschlüssels abfangen. Erst dann kann das Signal reproduziert werden. Auf Nachfrage erklärte NXP, dass man das Problem bereits seit 2009 kenne und allen Kunden empfohlen habe, entsprechende Gegenmaßnahmen zu treffen. Insbesondere die Hitag2-Systeme sollten ausgetauscht werden.

Behebung der Sicherheitslücke kaum möglich

Eine Behebung der Sicherheitslücke gestaltet sich für die Hersteller als schwierig. Natürlich könnten sie die Steuergeräte der Fahrzeuge mit einem Software-Update auf sichere Verfahren umstellen. Da die Chips aber fest in den Schlüsseln verbaut sind, müssten die gesamten Schlüssel ausgetauscht werden.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherer (GdV) hat für 2014 eine Statistik vorgelegt, nach der 18.000 Kasko-versicherte Pkw gestohlen wurden. Unter den Top 20 der am häufigsten gestohlenen Fahrzeuge befanden sich alleine 13 Marken, die auch von der aktuell aufgedeckten Sicherheitslücke betroffen sind. Allerdings zahlt die Kasko-Versicherung in der Regel auch dann, wenn keine Einbruchsspuren am Fahrzeug auszumachen sind.

Quelle: dpa

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