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KiK-Streik: Streikbrecher sollen Folgen abfedern

Dass KiK einer der größten Discounter in Europa ist und das nur mit knallharten Geschäftspraktiken durchsetzen kann, dürfte mittlerweile Jedermann klar sein. So werden Produkte in Dritte-Welt-Ländern gefertigt und Mitarbeiter schlecht bezahlt. Die Mitarbeiter im Zentrallager in Bönen haben nun aber die Nase voll und streiken bereits seit mehr als zwei Wochen. Die 470 Mitarbeiter fordern, dass sie nach dem Einzelhandelstarif bezahlt werden, wie es auch bei Konkurrenten wie Aldi gehandhabt wird.

Die Geschäftsführung von KiK ist allerdings nicht zu Verhandlungen oder auch nur Gesprächen mit der Gewerkschaft Verdi bereit. Burkhard Schültken, der Geschäftsführer bei KiK, der für die Logistik zuständig ist, gab der „Welt“ gegenüber an, dass man nicht mit Verdi über die Anerkennung des Einzelhandelstarifs sprechen werde. Man habe „klare und begründete Vorstellungen“. Diese will Schültken mit allen Mitteln durchsetzen. Er betont sogar, dass er bei diesem Vorgehen Rückenwind aus der gesamten Branche erhalte.

KiK zahlt „nicht schlecht“

Schültken erklärt dabei, dass er weiß, dass Aldi, Lidl und Co. durchaus Handelslöhne in der Logistik zahlten. Doch müsse diese Entscheidung ein jedes Unternehmen selbst treffen. Zudem ist KiK ein Disocunter mit Preisherrschaft, die unbedingt zu halten sei. Daher seien Handelslöhne für den Discounter keine Option.

Trotzdem betont Schültken, dass man bei KiK nicht schlecht zahle. Zwar erhalten die Mitarbeiter nicht die höchsten Gehälter, vom Lohndumping sei man aber weit entfernt. Zudem verwies Schültken auf den ab Januar geltenden Mindestlohn und die Löhne, die man bei KiK zahle, lägen deutlich darüber. Natürlich würden sich die Mitarbeiter über mehr Geld freuen, räumt er ein, was er auch jedem gönnen würde. Die meisten würden aber mit den Folgen wohl nicht leben wollen.

Streikbrecher von der Zeitarbeit

KiK will den Arbeitskampf der eigenen Mitarbeiter ins Leere laufen lassen. Daher setzt man Streikbrecher ein, meist Zeitarbeiter. Die werden in der Hochsaison ohnehin eingesetzt und so habe man entsprechende Zeitarbeitsfirmen als Partner an der Hand. Aktuell sollen drei Zeitarbeitsfirmen von KiK beauftragt worden sein, die nicht tarifgebunden sind. Sie stammen aus Hamburg, Potsdam und der Schweiz. Obwohl Schültken keine Aussagen über die Zahlen der Zeitarbeiter machen wollte, geht man von bis zu 140 zusätzlichen Mitarbeitern aus.

Mitarbeiter von KiK, die sich nicht am Streik beteiligen, werden zudem mit 20 Euro Prämie belohnt. Bei der Gewerkschaft Verdi ist man über dieses Vorgehen verständlicherweise erbost. Allerdings verstößt der Discounter mit diesen Maßnahmen nicht gegen geltendes Recht.

Im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ist geregelt, dass Zeitarbeiter als Streikbrecher eingesetzt werden dürfen. Einzige Voraussetzung: Sie müssen über den im Betrieb herrschenden Streik informiert werden und sie erhalten das Recht, einen Einsatz bei dem Betrieb zu verweigern. Auch darüber muss eine Information erfolgen.

Ein Verdi-Sprecher erklärte aber, dass eben diese Information oft nicht erfolge. Und selbst wenn die Arbeitnehmer Bescheid wissen, wird Druck auf sie ausgeübt. Wenn sie diesen Auftrag nicht annehmen, werden sie eben auch keinen anderen mehr erhalten, wird da schnell gesagt. So werde die Notlage der betroffenen Zeitarbeiter ausgenutzt. Die Gewerkschaft Verdi fordert daher schon seit langem, dass man das Gesetz verschärft. Als Grundlage verweist die Gewerkschaft für die Gesetzesänderung auf die Vereinbarung, die der Deutsche Gewerkschaftsbund bereits mit vielen Zeitarbeitsfirmen getroffen habe. Darin heißt es, dass der Einsatz von Leiharbeitern als Streikbrecher untersagt ist.

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