Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Jetzt müssen auch Firmenkunden Strafzinsen zahlen

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralband (EZB) sorgte für Aufsehen. Nicht nur, dass sie Banken geradezu mit billigem Geld überschüttet, nein, es werden auch Strafzinsen fällig, wenn die Banken Gelder bei der EZB anlegen wollen. Durch eine geringe Kreditnachfrage in Deutschland und niedrige Zinsen, die für ausgegebene Kredite verlangt werden können, geraten die Banken in Bedrängnis und das bemerkt jetzt auch die Realwirtschaft.

So gab Hornbach-Finanzvorstand Roland Pelka in Frankfurt bekannt, dass die Baumarkt-Kette rund eine halbe Million liquider Mittel habe. Diese werden kurzfristig bei Banken angelegt. Bei einigen Banken ist das jedoch ein schlechtes Geschäft, denn diese verlangen bereits jetzt bei Anlagen bis zu drei Monaten Laufzeit Strafzinsen von ihren Firmenkunden. Der Maschinenbau-Verband VDMA gab ähnliche Situationen bekannt, nannte aber keine konkreten Firmennamen. Die Bankenvertreter versicherten allerdings, dass für Privatkunden keine Strafzinsen fällig würden.

Kaum Kreditnachfrage in Deutschland

Die Geldhäuser zeigen sich nicht gerade kooperativ, wenn es um die Anlage von Geldern durch Firmenkunden geht. Grund dafür ist der Strafzins von 0,02 Prozent, den sie an die EZB entrichten müssen. Zudem sinkt die Nachfrage nach Krediten erheblich. So gibt die Baumarkt-Kette Hornbach an, dass sie Investitionen mit eigenem Geld stemmt und dafür keine Kredite aufnimmt. Auch in der Maschinenbau-Branche zeigt sich ein ähnliches Bild. Auf einer Maschinenbau-Tagung fragten die Banker sogar gezielt danach, ob nicht die Kreditaufnahme für die Unternehmen sinnvoller sei.

Der Strafzins führt dazu, dass sogar Banken, die untereinander Geld anlegen, mit Strafzinsen belegt werden. Der Interbankenzins Eoina liegt dabei im Drei-Monats-Schnitt bereits bei -0,04 Prozent. Einige Banker sollen Firmenkunden gegenüber sogar betonen, dass man kein Vermögensverwalter, sondern ein Kreditinstitut sei.

Was sagen die Banken dazu?

Die Commerzbank erklärte, dass derzeit keine negativen Einlagezinsen für Firmenkunden berechnet, wie Martin Halusa sagte. Hans Hohn, Sprecher der Deutschen Bank, erklärte ebenfalls, dass derzeit keine Strafzinsen im breiten Kundengeschäft geplant seien. Allerdings biete man Firmenkunden Alternativen an, um somit auf das veränderte Zinsumfeld reagieren zu können.

Trotzdem wurden von Banken, Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken am Freitag indirekte Bestätigungen dieser Strafzinsen laut. Insbesondere im Firmenkundengeschäft würden die am Geldmarkt aktiven Institute durchaus Strafzinsen verlangen.

Sind auch Privatkunden von Strafzinsen betroffen?

Da stellt sich vielen privaten Kleinanlegern die Frage, ob auch sie betroffen sein könnten. Glaubt man den Aussagen der Banken, ist das nicht der Fall. Allerdings trifft das Verhalten der Institute mittlerweile auch Fonds, Pensionskassen und Versicherungen. Und mit diesen würden auch Privatkunden indirekt belastet, denn die Erträge und Ausschüttungen der Fonds sowie die Renditen der Versicherungen werden durch Strafzinsen nun einmal gesenkt. Melanie Schmergal, Sprecherin des Volksbanken-Verbands BVR weist solche Kritik zurück. Negative Einlagezinsen für Privatkunden werde es alleine schon aufgrund der starken Wettbewerbssituation am Markt nicht geben. Andererseits gibt es für Einlagen auf Sparbüchern schon jetzt praktisch keine Zinsen mehr und selbst auf dem Tagesgeldkonto winken im Schnitt nur noch 0,58 Prozent, wie die Finanzberatung FMH erklärt.

About Author