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Ist der Verlust des Atomstroms in Deutschland zu verkraften?

Electricity pylons and power lines

Könnte es durch die Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen? Wir haben aktuelle Zahlen ausgewertet.

Die Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland beschäftigt derzeit viele Menschen. Die Frage ist, kann Deutschland auf den Atomstrom verzichten, ohne dass die Sicherheit der Stromversorgung gefährdet wird? Dort geben statistische Daten eine sehr eindeutige Antwort. Anders sieht es bei der Frage aus, welche Auswirkungen der Wegfall des Atomstroms auf die Strompreise hat. Konsequenzen könnte es im Preisbereich geben, allerdings dürfte sie nach der Auswertung von Statistiken sehr gering ausfallen. Der Grund dafür ist der niedrige Anteil des Atomstroms an der gesamten Stromerzeugung in der Bundesrepublik.

Kann Deutschland die Lücke bei der Stromversorgung aus eigener Kraft schließen?

Nach den Angaben der Bundesnetzagentur und des Statistischen Bundesamts machte Atomstrom in Deutschland zuletzt einen Anteil von 6,4 Prozent aus. Gemessen am Gesamtverbrauch des Jahres 2022 mit 484,2 Terawattstunden stammten also rund 31 Terawattstunden aus den noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerken. Bei der Gegenüberstellung der Nettostromerzeugung von 506,8 Terawattstunden und dem Gesamtverbrauch des vergangenen Jahres schlägt ein Überschuss von 22,6 Terawattstunden zu Buche. Das heißt, es muss lediglich eine (rechnerische) Lücke von rund 8,4 Terawattstunden geschlossen werden. Ein Blick auf die Entwicklung des Anteils der erneuerbaren Energien zeigt im Vergleich der Jahre 2021 und 2022 ein Plus von 8,5 Prozent. Das heißt, 2022 wurden aus erneuerbaren Energieträgern rund 18,4 Terawattstunden mehr als im Vorjahr gewonnen. Bleibt der Ausbau solcher Systeme auf dem gleichen Niveau, ist eine Kompensation des ausfallenden Atomstroms garantiert, solange die Energiewirtschaft die Braun- und Steinkohle für die Stromerzeugung weiter nutzen kann.

Abschaltung Atomkraftwerke und Verzicht auf Kohle bei Strom realisierbar?

Beim Blick auf die derzeitige Verteilung der Herkunft der Elektroenergie scheint dieser Plan nicht realisierbar zu sein. Immerhin stammten 2022 noch 33,3 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken. Das heißt, bei einem Kohleverzicht müssten nach den Daten des vergangenen Jahres rund 169 Terawattstunden der Nettostromproduktion aus anderen Energieträgern gewonnen sowie ein Teil des entstehenden Defizits durch Einsparungen beim Verbrauch kompensiert werden.
Die hohen Energiepreise des Jahres 2022 haben in vielen Unternehmen und Haushalten die Bereitschaft zur Investition in Technik mit niedrigeren Verbrauchswerten gesteigert. Nur so ist es zu erklären, dass der Stromverbrauch von 2021 auf 2022 um rund 20,3 Terawattstunden (4 Prozent) gesunken ist. Hier ist zusätzlich zu beachten, dass 2021 noch von vielen Einschränkungen zur Bekämpfung der Coronapandemie geprägt war. Das heißt, die Statistiken für 2022 bilden (hauptsächlich im gewerblichen Bereich) nur einen Teil der tatsächlich erzielten Einsparungen beim Stromverbrauch ab.

Potenzial erneuerbarer Energien reicht auch für einen Kohleausstieg beim Strom

Natürlich muss sich dazu ein weiterer Ausbau der Systeme zur Nutzung erneuerbarer Energieträger gesellen. Der Anteil an der gesamten Stromproduktion ist von 42,3 Prozent im Jahr 2021 auf 46,3 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Das bedeutet ein Plus von 20,3 Terawattstunden binnen Jahresfrist. Bleibt die Entwicklung beim Stromverbrauch und den erneuerbaren Energieträgern in den nächsten Jahren auf dem Niveau von 2022, sind die Pläne der Bundesregierung zum Kohleausstieg zumindest im Bereich der Stromversorgung durchaus realisierbar.

Quelle: Bundesnetzagentur, Statistisches Bundesamt

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