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Die Zinspolitik der EZB und der deutsche Immobilienmarkt

Finanzminister Wolfgang Schäuble schaut derzeit mit Sorgenfalten im Gesicht auf den deutschen Immobilienmarkt. Es gibt derzeit zwei sehr gegenläufige Trends, die sich langfristig als gefährlich erweisen könnten: Die Zinsen sinken nach der Senkung der Leitzinsen durch die EZB und die Preise für Häuser und Wohnungen steigen rasant an. Der Finanzminister der USA scheint ähnliche Befürchtungen zu haben, denn Schäuble machte seine Sorgen in einem Pressestatement mit seinem Kollegen deutlich.

Was befürchtet Schäuble konkret für den Immobilienmarkt?

Niedrige Zinsen sorgen stets für ein größeres Maß an Liquidität bei der Bevölkerung. Da Immobilien sich auch gut als mittelbare Altersvorsorge eignen, steigt in Zeiten mit Niedrigzinsen die Nachfrage nach Immobilien sprunghaft an. Das zieht wiederum stark anziehende Preise nach sich. Die Folge dessen sind Überbewertungen der Immobilien, da der Beleihungswert aus dem so genannten Verkehrswert ermittelt wird. Der Verkehrswert stellt seinerseits einen Durchschnittswert aus tatsächlich erzielten Verkaufspreisen gleichartiger Objekte innerhalb eines bestimmten Zeitraums dar.

Studien warnen vor einer europäischen „Immobilienblase“

Wissenschaftler der National University of California haben den Zusammenhang von Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt und der Entstehung von globalen Finanzkrisen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert hinweg unter die Lupe genommen. Dabei gab es die Erkenntnis, dass sogenannte „Immobilienblasen“ fast immer im Vorfeld globaler Finanzkrisen anzutreffen sind. Dieses Phänomen machte sich auch bei der Finanzkrise im Jahr 2008 bemerkbar.

Ein aktuelles Beispiel ist England, wo die Immobilienpreise vom Frühjahr 2013 zum gleichen Termin 2014 um fast zehn Prozent gestiegen sind. Die Stadt London traf es noch härter: Wer dort ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, muss derzeit zwanzig Prozent mehr als noch im Frühling letzten Jahres bezahlen. In Deutschland ist die Lage noch nicht ganz so dramatisch, aber Statistiken weisen aus, dass auch hier in 125 Städten die Immobilienpreise um rund 6,25 Prozent geklettert sind.

Schäuble fordert strukturelle Änderungen in der EU

Die „Finanzweisen“ sehen im derzeitigen Vorgehen sehr deutliche Parallelen zur Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank FED im Zeitraum 2007 bis 2008, welches dann bekanntermaßen in einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gipfelte, deren Folgen bis heute nicht vollständig überwunden sind. Deshalb kam der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in seiner Erklärung auch zu der Schlussfolgerung, dass Strukturreformen innerhalb der europäischen Finanzpolitik inzwischen eine unumgängliche Maßnahme sind.

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