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Deutschlands Mindestlohn in der Kritik

In insgesamt 22 EU-Staaten gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn, der die Menschen absichern soll. Im letzten Jahr stieg die Lohnuntergrenze in 19 der 22 Staaten, nicht jedoch in Deutschland. Dadurch verlieren die Arbeitnehmer, die für den Mindestlohn arbeiten Geld, will eine Studie beweisen.

Hans-Böckler-Stiftung spricht von Geldverlust für Mindestlohn-Arbeitnehmer

Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Demnach sei der Mindestlohn in Deutschland nicht nur nicht gestiegen, sondern aufgrund der Inflation sei sogar ein Reallohnverlust eingetreten.

Das Plus beim Mindestlohn lag im Durchschnitt der 22 untersuchten Länder bei 4,4 Prozent. Das sei nominal betrachtet der zweitstärkste Wert seit 2009. Allerdings hat die Inflation ebenfalls angezogen, so dass der reale Mindestlohnanstieg im Durchschnitt nur noch bei 2,8 Prozent lag.

In Deutschland erwartet man erst Mitte 2018 die nächste Empfehlung der Mindestlohn-Kommission für eine Erhöhung. Dabei fordern die Experten schon jetzt eine deutliche Erhöhung, die über die allgemeine Tarifentwicklung hinausgeht. Man müsse auch überlegen, ob die derzeit „günstigen ökonomischen Rahmenbedingungen nicht genutzt werden können, um das niedrige deutsche Mindestlohnniveau über die normale Anpassung hinaus zu erhöhen“.

Wird sich deutscher Mindestlohn sinnvoll entwickeln?

Eine wichtige Frage ist auch, ob sich der deutsche Mindestlohn wirklich sinnvoll weiter entwickeln wird. Wenn lediglich ein „Nachvollzug der Tarifentwicklung“ erfolgt, würde der Mindestlohn in Deutschland deutlich hinter dem Niveau der übrigen westeuropäischen Staaten zurückbleiben, so die Autoren der aktuellen Studie. Mit derzeit 8,84 Euro Mindestlohn ist die hierzulande geltende Untergrenze deutlich niedriger als in anderen westeuropäischen EU-Staaten. Dort liegt der Mindestlohn heute schon bei 9,47 Euro und höher.

Zudem sei der deutsche Mindestlohn auch am allgemeinen Lohnniveau gemessen eher moderat. Er beträgt gerade einmal 47 Prozent des mittleren Lohnniveaus und damit weniger als die Hälfte. Insgesamt 13 EU-Länder kamen auf höhere Werte als Deutschland, darunter auch unser Nachbar Frankreich. Dort liegt der Mindestlohn immerhin bei 60,5 Prozent des mittleren Lohns.

In Deutschland profitieren die Mindestlohnempfänger allerdings von dem niedrigeren Preisniveau im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern. Trotzdem bleibt ihre Kaufkraft hinter Frankreich und den Benelux-Staaten zurück.

Gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland

In Deutschland gilt der gesetzliche Mindestlohn bereits seit Anfang 2015. Alle zwei Jahre wird er angepasst, zuletzt erfolgte die Erhöhung 2017 von 8,50 Euro auf 8,84 Euro. Die nächste Anpassung des Mindestlohns ist für 2019 geplant.

Die Lohnuntergrenzen liegen in den südeuropäischen EU-Staaten nominell betrachtet deutlich niedriger als hierzulande. In Griechenland beträgt der Mindestlohn nur 3,39 Euro, in Spanien 4,46 Euro. Auch Slowenien hat einen Mindestlohn von nur 4,84 Euro. In den mittel- und osteuropäischen Ländern ist der Mindestlohn dagegen teilweise zweistellig angestiegen. So gab es in Rumänien etwa einen Anstieg von 52 Prozent. Zu beachten ist jedoch, dass das Ausgangsniveau hier auch wesentlich niedriger ist. In Polen etwa müssen mindestens 2,85 Euro, in Tschechien 2,78 Euro und in Rumänien nur 2,50 Euro pro Stunde gezahlt werden.

Quelle: AFP

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