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Betreuungsschlüssel: Eklatante Mängel in deutschen Kitas

Cute little children with watermelons in a park

In der Mehrheit der Kitas in Deutschland gibt es keinen kindgerechten Betreuungsschlüssel. Das geht aus den Resultaten einer Studie hervor, die gerade eben veröffentlicht wurde.

Welche Mängel beim Betreuungsschlüssel in Deutschland herrschen, legt das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildung“ der Bertelsmann-Stiftung offen. Danach müssen bundesweit 72,7 Prozent aller Eltern und Kinder damit leben, dass die Fachkräfte in den Kinderkrippen und Kindergärten mehr Kinder betreuen, als es für eine optimale Förderung des Nachwuchses empfohlen wird.

Deutliche regionale Unterschiede beim Betreuungsschlüssel in Kitas

Die Hotspots der Überlastung der Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstäten sind die fünf östlichen Bundesländer. Negativer Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern. Dort gibt es in 96,3 Prozent aller Krippengruppen und Kindergartengruppen keinen kindgerechten Betreuungsschlüssel. In Sachsen sind 95,1 Prozent und in Thüringen 93,8 Prozent aller Gruppen in Kindertagesstätten vom Mangel an Fachpersonal betroffen. Auf den Negativrängen 4 und 5 landen Sachsen-Anhalt mit 93 Prozent und Brandenburg mit 89,8 Prozent. Auch in 82,4 Prozent der Kitagruppen in der deutschen Hauptstadt Berlin stimmt das Verhältnis aus Betreuungspersonal und Zahl der zu betreuenden Kinder nicht. Baden-Württemberg nimmt den positiven Spitzenplatz ein, aber auch dort gibt es für 48,4 Prozent der Kitagruppen zu wenig Personal. Beim zweitbesten Bundesland Bremen sind aktuell 50,6 Prozent der Gruppen von einem nicht kindgerechten Betreuungsschlüssel betroffen.

Wie sehen die Prognosen beim Betreuungsschlüssel in Deutschland aus?

Nach den Einschätzungen der Experten der Bertelsmann-Stiftung wird es mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis ein kindgerechter Betreuungsschlüssel in deutschen Kitas realisiert werden kann. Derzeit klafft eine Lücke von über 230.000 Fachkräften zwischen dem vorhandenen Bedarf und den auf Jobsuche befindlichen Kitabetreuerinnen und Kitabetreuern. Der schlimmste Fakt ist, dass nicht einmal Aussicht auf die schnelle Ausbildung für erzieherischen Nachwuchs besteht. Dafür hat Deutschland momentan in diesem Fachbereich zu wenig Fachlehrer für die Berufsschulen. Insgesamt schlägt ein Defizit in der pädagogischen Ausbildung zu Buche. Dieses Defizit verhindert auch, dass in absehbarer Zeit eine ausreichend hohe Zahl an Quereinsteigern für die Tätigkeit als Betreuer oder Betreuerin in einer Kindertagesstätte qualifiziert werden kann.

Welche Faktoren wirken sich außerdem in der Kinderbetreuung aus?

Die Bertelsmann-Stiftung begründet ihre negative Prognose zur Entwicklung der Situation in den Kitas mit einem weiteren Fakt. In Deutschland können Eltern ab dem Jahr 2026 die Ganztagsbetreuung für Kinder in der Grundschule als Rechtsanspruch geltend machen. Dadurch steigt der Personalbedarf in den Schulhorten kräftig an. Es gibt jedoch einen Fakt, den die Experten der Bertelsmann-Stiftung als günstig einstufen. Sie gehen von einer rückläufigen Geburtenrate in den nächsten Jahren aus. Die Zahlen vom Statistischen Bundesamt für das laufende Jahr bestätigen diese Annahme allerdings nicht, denn beispielsweise im März 2021 wurden so viele Babys geboren wie zuletzt im März 1998. Die Bilanz für das gesamte erste Halbjahr 2021 weist im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2020 ein Plus von 1,4 Prozent auf. Diesen Anstieg führt das Statistische Bundesamt jedoch auf die Folgen der Corona-Lockdowns zurück.

Quelle: Bertelsmann-Stiftung, Statistisches Bundesamt

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