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Fehlende Schuluntersuchungen: Warnung vor Entwicklungsdefiziten

Male school teacher standing in an elementary school classroom with a group of school children

Die Vorschriften rund um Corona auf der einen und der anhaltende Personalmangel auf der anderen Seite sorgen dafür, dass in Deutschland immer häufiger medizinische Schuluntersuchungen ausfallen. Beeinträchtigungen bei den Kindern könnten damit möglicherweise unentdeckt bleiben.

Generell gilt, dass Kinder, die in der Entwicklung hinterherhinken oder gesundheitlich eingeschränkt sind, es in der Schule schwerer haben. Dies wird umso deutlicher, wenn die Defizite von Eltern und Lehrkräften lange unentdeckt bleiben. Nun prangert der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) an, dass unzureichende Untersuchungen bei der Einschulung zu massiven Entwicklungsdefiziten bei Schulanfängern führen könnten.

Defizite lange unentdeckt

Johannes Nießen, Vorsitzender des BVÖGD, bringt es am praktischen Beispiel auf den Punkt: „Wenn niemand erkennt, dass ein Kind nicht gut sehen oder hören kann, kann das Folgen für die ganze Schulkarriere haben“.

Der Verband geht davon aus, dass im aktuellen Schuljahr bundesweit ein Teil der Schüler ohne Untersuchung eingeschult wurde. Noch immer werden viele Kinder mit Förderbedarf nicht oder zu spät erkannt. Dabei geht es nicht nur um Probleme beim Sehen oder Hören, sondern auch unbemerkte Einschränkungen bei der Motorik oder in der Sprachfähigkeit.

Lediglich ein Viertel der Schulanfänger untersucht

Im bundesweit größten Gesundheitsamt in Köln konnten im letzten Schuljahr pandemiebedingt zeitweise nur 25 Prozent der Schulanfänger untersucht werden. Im laufenden Schuljahr waren es zwar 75 Prozent, jeder vierte Schüler wurde jedoch ohne Untersuchung eingeschult. Auch viele andere Gesundheitsämter haben den Angaben zufolge nicht 100 Prozent der Schulanfänger untersuchen können.

Hauptgründe für diese Defizite sieht Nießen im Personalmangel, in Ausfällen durch Erkrankungen und den höheren Zeitaufwand durch coronabedingte Hygienevorschriften. Er sagte, dass es früher üblich war, acht bis neun Kinder an einem Vormittag mit einem Team zu untersuchen. Heute kommt man nur noch auf sechs Kinder.

Zudem ist der Förderbedarf durch die Pandemie erheblich gestiegen. Deutlich öfter sind die Kinder übergewichtig, sie haben häufiger grobmotorische Defizite als frühere Jahrgänge und auch die sprachlichen Fähigkeiten fallen meist schlechter aus.

Quelle: AFP

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