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Sind Hartz IV-Empfänger mehr krank als Erwerbstätige?

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kurz IAB, legte am 10. November 2014 die Ergebnisse einer Studie vor, in der rund 11.700 Menschen im erwerbsfähigen Alter zu ihrem Gesundheitszustand befragt wurden. Wie dpa gegenüber mitgeteilt wurde, fühlen sich nach dieser Studie rund doppelt so viel Hartz IV-Empfänger krank, als ein schlechter Gesundheitszustand von Erwerbstätigen angegeben wurde. Von den Beziehern von Hartz IV gaben vier von zehn Befragten Einschränkungen der Gesundheit an. Bei den Erwerbstätigen gab es nur bei zwei von zehn Befragten Hinweise auf gesundheitliche Probleme.

Welche Schlussfolgerungen sind aus der Studie des IAB zu ziehen?

Die Wissenschaftler des IAB gaben an, dass ein Rückschluss auf mögliche Ursachen von Erkrankungen anhand dieser Studie nicht möglich sei. Die Arbeitslosigkeit kann genauso gut zum Auslöser einer Krankheit werden, wie gesundheitliche Probleme die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit verhindern können. Allerdings ergibt sich aus der Studie des IAB auch der Fakt, dass es vielen ehemaligen Arbeitslosen gesundheitlich wieder besser geht, seit sie einem Job nachgehen. Diese Abweichungen wurden in der Studie in signifikanter Höhe gefunden.

Wie macht Arbeitslosigkeit krank?

Die bei den Beziehern von Hartz IV sehr häufig gestellte Diagnose ist die Depression. Dazu tragen Faktoren wie die entstehende Langeweile, das Gefühl des Nicht-Gebraucht-Werdens sowie Minderungen des Selbstbewusstseins durch ständige Absagen bei. Auch ist es eine statistisch bewiesene Tatsache, dass Streitigkeiten und sogar Scheidungen häufiger vorkommen, wenn beide Partner arbeitslos sind. Hinzu kommen die Folgen der finanziellen Einschränkungen. Viele Menschen mit Hartz IV können ihren gewohnten Hobbys nicht mehr nachgehen oder sich die privat bezahlten therapeutischen Anwendungen nicht mehr leisten. Alle Faktoren zusammen bewirken einen Domino-Effekt, der – verursacht von versteckten Depressionen – vor allem das Entstehen psychosomatischer Beschwerden begünstigt.

Wer Arbeit hat, möchte aus Angst vor einem Jobverlust nicht krank sein

Umgekehrt könnte der nach wie vor auf dem Arbeitsmarkt herrschende Druck dafür verantwortlich sein, dass viele Erwerbstätige den Gedanken an eine Krankheit schlicht verdrängen. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer hat Angst, bei wiederholten Krankschreibungen auf den vorderen Plätzen der Liste mit den potentiellen Kündigungskandidaten zu landen. Viele Arbeitnehmer schleppen sich deshalb auch mit Grippe oder Durchfall zur Arbeit, weil sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren möchten. Das zeigt auch der Blick auf die Umsätze der Apotheken. Frei verkäufliche Medikamente haben dort Hochkonjunktur.

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