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Silver Bridge: Kleine Ursache mit fatalen Folgen

Am 15. Dezember 2017 ist es genau fünfzig Jahre her, dass die Silver Bridge in Ohio einstürzte und 46 Menschen in den Tod riss. Dieses Ereignis ist ein Paradebeispiel dafür, welche schlimmen Konsequenzen schon ein minimaler Materialfehler haben kann. Bei der Analyse des Einsturzes stellte sich Jahre später heraus, dass ein schlichter Spaltbruch an einer der mehreren Hundert Zugstangen der Konstruktion die Katastrophe ausgelöst hatte. Heute steht an der gleichen Stelle die Silver Memorial Bridge, die am 15. Dezember 1969 zum zweiten Jahrestag des Einsturzes der ersten Brücke für den Verkehr freigegeben wurde.

Wie konnte der Bruch eines einzigen Stabes zum Einsturz führen?

Die Silver Bridge zählte sich zur Gattung der Kettenbrücken, bei welchen Zugstäbe als Aufhängung für das Deck verwendet werden. Das Prinzip wurde zum Zeitpunkt des Baus bereits über mehr als ein Jahrhundert erfolgreich eingesetzt. Allerdings wies die eingestürzte Silver Bridge im Vergleich zu anderen Kettenbrücken einen entscheidenden Unterschied auf. Sie besaß nur jeweils eine Reservestange, während bei anderen Kettenbrücken bis zu sechs zusätzliche Stangen als Sicherheit zum Einsatz kamen. Ein Beispiel dafür ist die 1864 fertiggestellte Clifton Suspension Bridge im britischen Bristol. Sie ist noch heute in Betrieb, ohne dass es in den mittlerweile mehr als 1,5 Jahrhunderten zu nennenswerten Störfällen kam. Durch die Vorhaltung von mehreren Reservezugstangen kann die zusätzliche Last beim Bruch einer Zugstange von den Reserven aufgefangen werden. Dazu war die einzige Reservezugstange bei der Silver Bridge nicht in der Lage. Deshalb kam es zu einer Kettenreaktion, die zum Bruch mehrerer Zugstangen und zuletzt zum Einsturz der Brücke führte.

Wie werden Einstürze wie bei der Silver Bridge heute vermieden?

Zu den weiteren Ursachen des Einsturzes der Silver Bridge gehören das erheblich gestiegene Verkehrsaufkommen und die sich vergrößernden Lasten, die wiederum der Erhöhung der Gewichte der einzelnen Fahrzeuge geschuldet waren. Heute werden künftige Entwicklungen der Fahrzeuggewichte und des Verkehrsaufkommens in die Planung der Brückenkonstruktionen einbezogen. Das heißt, es werden von vornherein umfangreiche Lastreserven eingebaut. Außerdem stehen heute Verfahren zur Prüfung des Materials zur Verfügung, mit denen auch Schwachstellen, Einschlüsse und Risse im Inneren der Bauteile schon vor dem Einbau und während des laufenden Betriebs der Brücken frühzeitig erkannt werden können. Ein Brückeneinsturz aufgrund eines Materialfehlers ist bei neu gebauten Brücken im 21. Jahrhundert bei der Einhaltung aller Prüfstandards also äußerst unwahrscheinlich.

Quelle: wvculture.org, structurae.de

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