Die vereinte Writers Guild of America (kurz WGA) hat offiziell eine Urabstimmung für einen unbefristeten
Warum hält die WGA einen Streik der Drehbuchautoren für notwendig?
Die Verdienste der Drehbuchautoren sind in den letzten Jahren gesunken. Verantwortlich dafür sind nach dem offiziellen Statement der Gewerkschaft die Produktionen für Streaming-Dienste. Bei den dafür gezahlten Entgelten werden häufig sogar die Anforderungen aus dem Minimum Basic Agreement (MBA) vom Jahr 2020 unterschritten. Zudem steigt die Zahl der Drehbuchautoren, die lediglich den MBA-Mindestlohn erhalten. Das geht aus Zahlen hervor, die von der Gewerkschaft im Umfeld der Urabstimmung veröffentlicht wurden. Quer durch alle Beschäftigungsformen der Drehbuchautoren ist dieser Anteil in den letzten zehn Jahren um 16 Prozent gestiegen. Bei leitenden Story-Editoren schlägt ein Plus von 15 Prozent zu Buche. Am heftigsten sind jedoch die Co-Produzenten betroffen. Bei ihnen ist der Anteil, der lediglich die MBA-Mindestvergütung erhält, zeitgleich um 49 Prozent gestiegen.
Autorenvergütungen versus Unternehmensgewinne
Gleichzeitig verweist die amerikanische Gewerkschaft der Drehbuchautoren darauf, dass die Gewinne der Medienunternehmen in jüngster Zeit deutlich gewachsen sind. Im Jahr 2017 lagen sie allein bei den sechs bedeutendsten Unternehmen (Comcast, Disney, Fox, Netflix, Paramount und Warner Bros.) bei 28 Milliarden Dollar. In den Jahren 2018 und 2019 lagen sie bei jeweils 30 Milliarden Dollar. Selbst im ersten Coronakrisenjahr 2020 konnten noch 29 Milliarden Dollar erzielt werden. Dabei zeigt sich eine Verschiebung zu Gunsten der reinen Streamingdienste. Disney und Comcast mussten leichte Gewinnrückgänge hinnehmen, während sich Netflix mit einem satten Plus als eindeutiger Gewinner präsentierte. In den letzten vier Jahren haben sich die von Netflix erzielten Gewinne fast vervierfacht. Deshalb ist es unverständlich, dass gerade bei den Streamingdiensten an den Entgelten der Drehbuchautoren gespart wird.
Produktionsfirmen senken Drehbuchkosten zu Lasten der Autoren
Dass die Drehbuchautoren erheblich benachteiligt werden, zeigen auch andere Angaben der WGA. Viele Produktionsfirmen halten die Hälfte einmaliger Entgelte zurück, um die Autoren zu kostenlosen Änderungen zu zwingen, obwohl laut Vertrag nur ein Entwurf im vereinbarten Entgelt enthalten ist. Zudem stehen die Autorenentgelte bei solchen Verträgen in keinem Verhältnis zu den insgesamt aufgewendeten Produktionskosten. Das Minimum macht bei einem Produktionsbudget von 20 Millionen Dollar gerade einmal 0,3 Prozent aus. Das gilt für Filme und Serien gleichermaßen. Auch die Zusatzvergütungen nach den sogenannten Span-Bestimmungen werden den Drehbuchautoren häufig verweigert. Diese Zusatzvergütungen sind fällig, wenn die Schreibzeiten eine Frist von 2,4 Wochen pro Episode einer Kurzserie überschreiten und der Gesamtverdienst für die komplette Serie bei weniger als 400.000 Dollar liegt.
Welche Konsequenzen drohen bei einem längerfristigen WGA-Streik?
Sollte es zu einem unbefristeten Streik der Drehbuchautoren kommen und dieser sich über mehrere Monate hinziehen, sind sowohl die Produktionsfirmen, TV-Sender und Streamingdienste als auch deren Zuschauer und Abonnenten betroffen. Das Ausmaß der spürbaren Auswirkungen hängt davon ab, wie sich die Produktionsfirmen mit Drehbüchern bevorratet haben und wie weit die Produktionen für die im Herbst neu startenden Serien bereits vorbereitet oder abgeschlossen wurden. Auf die Kinostarts der kommenden Monate dürfte sich der WGA-Streik nicht nennenswert auswirken. Anders sieht es bei Reality-Shows und Comedy-Serien nach Script aus. Hier laufen die Dreharbeiten für das Programm im Herbst 2023 sowie die TV-Wintersaison 2023/2024 bei vielen Produktionsfirmen gerade erst an.
Quelle: Writers Guild of America
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