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Stiftung Warentest: Pflegetagegeldversicherungen auf dem Prüfstand

Dass die gesetzliche Pflegeversicherung bei weitem nicht ausreicht, um die drohende Pflegelücke im Alter zu schließen, dürfte mittlerweile Jedermann klar sein. Da kommt doch die Pflegetagegeldversicherung gerade recht, denken sich viele. Auch Stiftung Warentest bestätigt, dass der Abschluss einer solchen Versicherung sinnvoll sein kann, allerdings nicht für jeden Patienten.

So kommt die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Test zu dem Ergebnis, dass sich der Abschluss einer solchen Versicherung nur dann lohnt, wenn man bis ins Alter über verlässliche Einnahmen verfügt und alle anderen naheliegenden Risiken bereits korrekt abgesichert hat.

88 Tarife der Pflegetagegeldversicherung untersucht

Insgesamt hat die Stiftung Wartentest 88 Tarife von 29 Anbietern genauer unter die Lupe genommen. Die konkreten Ergebnisse sind in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ nachzulesen. Zugrunde gelegt wurden zwei Modellkunden im Alter von 45 bzw. 55 Jahren. Fünf der 88 Tarife wurden als „sehr gut“, immerhin 78 Angebote als „gut“ beurteilt. Im Durchschnitt muss der 45-jährige Modellkunde mit 56 Euro, der 55-jährige Modellkunde mit 87 Euro Kosten pro Monat rechnen.

Untersucht wurden im Test sowohl die geförderten Tarife, die mit Pflege-Bahr unterstützt wurden, als auch ungeförderte Tarife. Die ungeförderten Tarife schnitten insgesamt etwas schlechter ab, als die Kombi-Pakete mit staatlicher Förderung. Die Leistungen in diesen Tarifen fielen aufgrund der Förderung durch den Staat in Höhe von fünf Euro monatlich etwas besser aus. Die Tester betonten jedoch, dass alleine die staatlich geförderte Pflegeversicherung nicht ausreiche, um den Bedarf in allen Pflegestufen komplett zu decken.

Daher wurden diese Tarife in der Bewertung auch außen vorgelassen. Für ältere Patienten oder bereits erkrankte Menschen sei der Pflege-Bahr allerdings oft die einzige Möglichkeit, um überhaupt noch eine Absicherung zu erhalten, die finanzierbar sei, hieß es weiter. Hier muss nämlich keine Gesundheitsprüfung abgelegt werden.

Stiftung Warentest kürt Württembergische und Hanse Merkur zum Testsieger

Aus dem aktuellen Test der Pflegeversicherung gingen die Württembergische und die Hanse Merkur als Testsieger für den 45-jährigen Modellkunden hervor. Beide Tarife enthielten keine staatliche Förderung. Auf Platz drei landete ein Tarif der DFV.

Beim 55-jährigen Modellkunden gab es nur einen ungeförderten Testsieger, der wiederum von der Württembergischen kam. Die Tarife der Alten Oldenburger, der DEVK, der Provinzial Krankenversicherung, der Universa und der Central schnitten dagegen am schlechtesten ab.

Die Unterschiede traten im Test deutlich zutage. Die Württembergische zahlt in den untersuchten Tarifen bereits für Demenzpatienten mit Pflegestufe 0 145 Euro mehr als die Alte Oldenburger, die insgesamt nur ein „befriedigendes“ Testergebnis zustande brachte. In Pflegestufe III sind die Leistungsunterschiede mit 450 Euro noch deutlicher erkennbar.

Warum ist die private Pflegeversicherung so wichtig?

Finanztest-Chef Heinz Landwehr rechnet anhand eines Beispiels vor, dass die Pflegeversicherung als Zusatzabsicherung so wichtig ist, weil sonst im Pflegefall monatlich Zuzahlungen zwischen 540 und bis zu 2.000 Euro, je nach Pflegestufe, drohen. Die Tagegeldversicherung könne daher sinnvoll sein, um im Alter nicht den eigenen Kindern auf der Tasche zu liegen. Allerdings gibt Landwehr zu bedenken, dass die vielfach verbreitete Sorge, dass die Sozialämter, die sich das nötige Geld beim Nachwuchs holen und diesen in den Ruin treiben würden, oft unbegründet sei. Schließlich gelten in Deutschland recht hohe Freibeträge.

Generell darf das Sozialamt beispielsweise nicht auf die Altersvorsorge der Kinder zugreifen und insgesamt sind fünf Prozent des Bruttolohns für diesen Verwendungszweck ohnehin geschützt. Dieser Betrag gilt für alle Monate, seitdem das „Kind“ berufstätig ist. Außerdem gibt es einen monatlichen Selbstbehalt, der abhängig vom Einkommen und den eigenen finanziellen Verpflichtungen ist.

Wann ist die Pflegeversicherung nicht geeignet?

Die Stiftung Warentest gibt trotz aller guten Ratschläge pro Pflegeversicherung zu bedenken, dass es wichtigere Absicherungen gibt. Zu diesen zählen die Haftpflicht, die Risikolebensversicherung, die Berufsunfähigkeitsversicherung und natürlich die private Altersvorsorge.

Außerdem warnen die Tester vor einem zu frühen Abschluss der Pflegezusatzversicherung. Gerade Berufsanfänger werden von den Versicherern mit günstigen Beiträgen gelockt. Jedoch ist die Unsicherheit zum Start ins Berufsleben noch groß und kann der Vertrag nicht mehr bedient werden, ist meist das ganze Geld futsch, denn Beitragspausen bieten in dieser Versicherungssparte nur die wenigsten Anbieter an.

Quelle: Tagesspiegel

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