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„Pille danach“ seit gestern rezeptfrei

Am 13. März war es soweit und der Bundesrat hat den Weg für die rezeptfreie „Pille danach“ frei gemacht. Seit gestern nun können ungewollte Schwangerschaften auch ohne vorheriges Gespräch mit dem Arzt abgebrochen werden. Schon am 06. März 2015 stimmte die Länderkammer einer Verordnung der Bundesregierung zu. In dieser sollten das Präparat ellaOne mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, kurz UPA, und Medikamente mit dem Wirkstoff Levonorgestrel rezeptfrei abgegeben werden. Diese „Pille danach“ wird es aber auch künftig nur in Apotheken vor Ort geben. Der Verkauf über Versandapotheken bleibt davon unberührt. Dafür spricht auch, dass die „Pille danach“ aus dem Versandhandel erst viel zu spät ankommen würde, um noch effektiv zur Notfallverhütung eingesetzt werden zu können.

Wie kommen Frauen an die „Pille danach“ ran?

Frauen müssen sich allerdings selbst auf den Weg zur Apotheke machen, um die „Pille danach“ zu kaufen. Den Partner oder andere Personen zu beauftragen, wird nicht möglich sein. Der Apotheker kann dann die Herausgabe des Mittels verweigern, so Andreas Kiefer, der Präsident der Bundesapothekerkammer.

Grundsätzlich haben Apotheker auch die Chance, die Herausgabe zu verweigern, wenn sie Zweifel daran hegen, dass es sich um einen Notfall handelt oder der Verdacht besteht, dass die „Pille danach“ missbräuchlich angewendet werden soll. Auch eine Abgabe der Medikamente „auf Vorrat“ ist nicht vorgesehen. Zudem erhalten Mädchen unter 14 Jahren die „Pille danach“ nicht ohne vorherige ärztliche Beratung.

Wie die Apotheker und andere Experten betonen, dürfe die „Pille danach“ auch nicht als Verhütungsmittle angesehen werden. Sie stelle lediglich ein Medikament für den Notfall dar. Daher fordern sie hier eine großflächige Aufklärung über die Medikamente. Zudem kann auch die „Pille danach“, wie fast alle Verhütungsmittel, keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft bieten. Das müssen Betroffene im Vorfeld wissen.

Wie funktioniert die „Pille danach“?

Ebenfalls interessant für viele Frauen ist die Frage, wie die „Pille danach“ eigentlich funktioniert. Generell gilt, dass die Wirksamkeit umso höher ist, je frühzeitiger nach dem Sex die Pille genommen wird. Sie greift in den Hormonhaushalt der Frau ein und kann den Eisprung verschieben oder verhindern. Dadurch wird eine Befruchtung der Eizelle verhindert.

Sofern sich die  Eizelle bereits im Eileiter oder in der Gebärmutter befindet, kann Frau auch mit der „Pille danach“ die Schwangerschaft nicht mehr vermeiden. Denn weder die Befruchtung als solches, noch das Einnisten in die Gebärmutter werden verhindert.

Zu beachten sind ebenso die Nebenwirkungen, die die „Pille danach“ mit sich bringt. Zum einen kann sich der Monatszyklus verschieben, die Menstruation kann aber ebenso stärker als gewöhnlich ausfallen. Möglich sind darüber hinaus Schmierblutungen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit, Erbrechen und Spannungsgefühle in der Brust. Beim Erbrechen binnen zwei bis drei Stunden nach Einnahme der „Pille danach“ kann es zudem sein, dass diese ihre Wirksamkeit verliert.

Ebenfalls kann die Wirksamkeit bei Frauen mit Übergewicht beeinträchtigt sein. In Studien hat Universitätsklinikarzt und amtierender Präsident der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Diethelm Wallwiener, entdeckt, dass einer der beiden Wirkstoffe bei Übergewicht keine Wirkung zeigt, der andere ab einem Gewicht von 95 Kilogramm „problematisch“ sei.

Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

Wenn Sie sich für die „Pille danach“ entscheiden, müssen Sie die Kosten in der Regel selbst tragen. Sie werden von der Kasse nur dann übernommen, wenn es die „Pille danach“ auf Rezept gibt und die Frau maximal 20 Jahre alt ist. Die Kosten belaufen sich auf 16 bis 35 Euro.

Ärzte kritisieren rezeptfreie „Pille danach“

Ärzte kritisieren dagegen die Rezeptfreiheit für die „Pille danach“. Mehrere Ärzteverbände befürchten, dass es zu einer nur noch lückenhaften Beratung in diesem Bereich kommen werde. Dadurch würde die Zahl unerwünschter Schwangerschaften in die Höhe getrieben werden. Auch Werner Harlfinger, Kongresspräsident der Frauenheilkundetagung Foko 2015 in Düsseldorf zeigte sich besorgt. Er geht davon aus, dass die Zahl der ungewollten Schwangerschaften und der Abbrüche ansteigen wird.

Dazu führt er aus, dass die „Pille danach“ im Grunde genommen ein Verhütungsmittel sei. In höherer Dosierung könnte der Wirkstoff UPA jedoch ebenfalls eine abtreibende Wirkung haben. Solange nur eine Tablette mit einer Dosis von 30 Milligramm eingenommen wird, ist die Einnahme sicher, erklärt Harlfinger weiter. Kommt es jedoch zu höheren Dosierungen und liegt schon eine Schwangerschaft vor, kann dies zum Abort führen. Für die Frau können damit lebensbedrohliche Blutungen einhergehen.

Quelle: Focus

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