Was sorgt derzeit für die Probleme bei der
Sparpolitik der Krankenkassen ist ein Grund der mangelnden Arzneimittelversorgung
Sowohl der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e. V. als auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. machen in ihren Stellungnahmen die Preispolitik der Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen verantwortlich. Auch die hohen bürokratischen Auflagen für die Zulassung neuer Arzneimittel sehen sie als eine Ursache der noch immer herrschenden Engpässe bei zahlreichen Präparaten an. Dort fordern sie eine deutliche Ausweitung der europäischen und weltweiten Kooperation. Dabei benennen sie vor allem die Zulassung von Präparaten für die Behandlung seltener Erkrankungen. Sie ist aufgrund der immensen Aufwendungen für Studien vor der Zulassung für die Pharmaunternehmen häufig nicht lohnenswert.
Zudem empfinden es die Vertreter der Pharmaindustrie als eine unzumutbare Belastung an, für einen Großteil der Kosten der Beseitigung von Mikroverunreinigungen im Abwasser aufkommen zu müssen. Die Branchenvertretungen sind der Meinung, dass diese Kosten von der Allgemeinheit getragen werden müssten. Gelder, die derzeit dorthin fließen, fehlen bei der Entwicklung und Herstellung neuer Medikamente.
Generika fehlt an vielen Stellen Lukrativität
Die Arzneimittelversorgung in Deutschland könnte durch den verstärkten Einsatz von Generika deutlich verbessert werden. Bei Generika handelt es sich um Präparate, die Wirkstoffe enthalten, deren Nutzen bereits durch frühere Medikamentenstudien nachgewiesen wurde. Sie unterscheiden sich von den Originalen beispielsweise durch die Art der Hilfsstoffe oder die genutzten Herstellungsverfahren. Sie machen inzwischen etwa 80 Prozent aller in Deutschland verordneten Medikamente aus, bringen es aber lediglich auf reichlich 7 Prozent der von den Krankenkassen übernommenen Medikamentenkosten. Viele Preise für Generika sind seit Jahren konstant, obwohl sich auch dafür die Herstellungskosten teils drastisch erhöht haben. Hier fordert der Verband Pro Generika zumindest einen Inflationsausgleich für die laufenden Verträge mit den Leistungsträgern.
Zu welchen Problemen der Arzneimittelversorgung herrscht Einigkeit?
Zu den Hauptkritikpunkten gehören die Lücken in den vorhandenen Daten. Das betrifft sowohl Meldungen über Engpässe bei der Verfügbarkeit als auch Informationen, wo und in welchen Mengen bestimmte Arzneimittel verfügbar sind. Das würde den Teams der Apotheken die derzeit noch sehr aufwändige Suche beim Heranschaffen von Engpassmedikamenten erleichtern. Die erhöhten und nicht durch eine Steigerung der Vergütung abgedeckten Kosten haben 2023 zu einem signifikanten Apothekensterben geführt. Bundesweit haben rund 500 Apotheken ihre Türen für immer geschlossen. Das stellt in der Geschichte der Bundesrepublik einen Rekord dar.
Zudem fordern mehrere Stellungnahmen übereinstimmend eine Abkehr von Bestellungen des Großhandels bei einzelnen Herstellern. Hier muss die Bandbreite der unter Vertrag genommenen Hersteller wachsen. Das betrifft sowohl die Verteilung innerhalb Deutschlands als auch die Verteilung der Aufträge unter europäischen oder global tätigen Herstellern.
Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache
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