Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Ausbau der Ganztagsschulen lahmt

Ganztagsschulen sind bei Eltern beliebt. Sie erhoffen sich bessere Lernerfolge und die Vermittlung sozialer Kompetenzen. Aktuellen Umfragen zufolge wünschen sich mehr als zwei Drittel der Eltern (70 Prozent), einen Platz in der Ganztagsschule für ihre Kinder. Doch der Ausbau der Ganztagsschulen lahmt, wie jetzt der Bildungsforscher Klaus Klemm in seiner Studie bestätigt, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde.

Das Bundesprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ hatte vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen zur Verfügung gestellt. Dieser ging während der Laufzeit des Programms von 2003 bis 2009 auch recht zügig voran. Jedes Jahr entstanden 175.000 neue Ganztagsplätze. Aktuell sind es der am Donnerstag veröffentlichten Studie zufolge nur noch durchschnittlich 104.0000 Ganztagsplätze, die pro Jahr entstehen.

Sehr unterschiedlicher Ausbau der Ganztagsschulen in den einzelnen Ländern

Derzeit besuchen 32,3 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule. Durch den Wunsch nach einem solchen Angebot von mehr als 70 Prozent der Eltern entsteht eine Lücke von 2,8 Millionen Plätzen in der Ganztagsschule. Wenn der Ausbau im aktuell gehaltenen Tempo vorangeht, würde es aber noch mehr als 20 Jahre dauern, bis die gewünschten Ganztagsplätze zur Verfügung stehen, wie Jörg Dräger, der Bildungsexperte des Stiftungsvorstands, kritisiert.

Zudem geht der Ausbau der Ganztagsschulen in den Ländern sehr unterschiedlich voran. In Sachsen ist dieser schon recht weit, 79,1 Prozent der Schüler konnten im vergangenen Jahr eine Ganztagsschule besuchen. In Hamburg waren es immerhin noch 61,7 Prozent. Deutlich niedriger liegt der Anteil in Baden-Württemberg (18,9 Prozent) und Bayern (12,4 Prozent).

Unterschiede ergeben sich auch im Angebot. So wird der gebundene Ganztag nur von 14,4 Prozent der Schüler in ganz Deutschland genutzt. Dieser sieht die Betreuung der Kinder über die Mittagspause hinaus als verpflichtend vor. Laut Experten soll diese Form der Ganztagsschule die besten Möglichkeiten bieten, um die sozialen und kognitiven Lernerfolge zu verbessern. Den gebundenen Ganztag nutzen in Sachsen 29,3 Prozent der Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse. In Schlwesig-Holstein und Hessen sind es dagegen weniger als fünf Prozent.

Ganztagsschulen kosten viel Geld

Jörg Dräger betonte in seinen Ausführungen aber auch, dass der Ausbau der Ganztagsschulen für das gesamte Land eine finanzielle Kraftanstrengung darstelle. Er rechnet vor: Können 70 Prozent der Schüler an drei Tagen pro Woche ein siebenstündiges Schulangebot nutzen, geht das mit einem Mehraufwand von 1,7 Milliarden Euro pro Jahr einher. Diese Kosten müssen für zusätzliche Lehrkräfte und pädagogisches Personal aufgebracht werden.

Sollen die Ganztagsschulen flächendeckend auf acht Stunden ausgeweitet werden, und das an fünf Tagen in der Woche, fallen die Kosten noch höher aus. Gut acht Milliarden Euro jährlich wären dann zusätzlich nötig. Trotzdem fordert Dräger den schnelleren Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland. Diese würden Kinder besser individuell fördern können, so dass die Chancengleichheit für sie erhöht werden könnte.

About Author