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Steigt durch das Handy die Gefahr, am Hirntumor zu erkranken?

Ganz klar: Ja – so zumindest die Forscher rund um Galle Coureau und Isabelle Baldi, die an der Unviersité Bordeaux Segalen arbeiten. Sie haben kürzlich im Fachmagazin „Occupational and Environmental Medicine“ beschrieben, wie sie dieser seit langem umstrittenen These auf den Grund gegangen sind.

Die elektrische Strahlung, die von den Mobiltelefonen ausgeht, kann ihrer Meinung nach im Zusammenhang mit der Entstehung von Hirntumoren stehen. Für die Untersuchung hatten sie folgende Gruppe zusammengestellt:

  • 253 Gliom-Patienten,
  • 194 Meningeom-Patienten und
  • 892 gesunde Menschen.

Die Studie wurde in den Jahren von 2004 bis 2006 in Form von Einzel-Interviews durchgeführt, bei denen die Probanden nach ihrem durchschnittlichen Handynutzungsverhalten in der Vergangenheit und Gegenwart befragt wurden.

Zu viele Handytelefonate könnten zu Hirntumoren führen

Im Ergebnis stellte sich heraus, dass sich ein statistisch belegbarer Zusammenhang zwischen der Entstehung von Hirntumoren und der exzessiven Handynutzung ergeben könnte. Allerdings gilt dieser nur bei sehr häufiger und langanhaltender Handynutzung. So gelten Personen, die bisher schon mehr als 900 Stunden mit dem Handy telefoniert haben, als stark gefährdet. Das entspricht etwa 18.000 Telefonaten mit dem Mobiltelefon oder fünfzehn Stunden monatlichen Telefonierens über fünf Jahre hinweg. Bei diesen Personen stieg das Risiko, an einem der beiden Hirntumorarten zu erkranken laut den Forschern um das Zwei- bis Dreifache.

Erhöht war das Risiko zudem für Personen, die das Handy oft beruflich oder in der Stadt nutzen. Insbesondere im Bereich der Schläfe entsteht ein sehr hohes Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken. Etwas häufiger trat dabei der Gliom-Tumor auf. Bei der Untersuchung wurden auch weitere Risiken für die Entstehung von Hirntumoren mit berücksichtigt.

Große Interphone-Studie bestätigt

Mit diesen Ergebnissen konnten einige zuvor durchgeführte Studien mit gleichem Ergebnis bestätigt werden. Diese stammten vor allem aus Nordeuropa. Für Furore sorgte dabei vor allem die Interphone-Studie, die bereits im Jahr 2000 von der International Agency for Research on Cancer (IARC) durchgeführt wurde. Ihr Ziel war es, die Risiken, die von den Mobiltelefonen für Hirntumore ausgehen, zu erfassen. Insgesamt waren an der Interphone-Studie Wissenschaftler aus 13 Ländern beteiligt. Darunter fanden sich ebenso Forscher aus Deutschland und schon damals befasste man sich vorwiegend mit den Auswirkungen des vermehrten Handykonsums auf die Gliome und die Menengiome.

Gliome sind dabei Tumore der Gliazellen. Diese gelten als Unterstützungsgewebe für die Nervenzellen. Meningeome dagegen stellen Entartungen der Hirnhaut dar, die oftmals gutartig sind.

Interphone-Studie lässt Fragen offen

Bei der großen Interphone-Studie bleiben jedoch Fragen offen. Eine erste Bilanz wurde 2010 veröffentlicht. Darin hieß es, dass ein generell erhöhtes Risiko für Hirntumore durch die exzessive Handynutzung nicht eindeutig nachgewiesen werden könne. Zwar waren Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gliome erkannt worden, doch als echten wissenschaftlichen Beleg wollte man diese nicht anerkennen. Und das, obwohl an der Interphone-Studie mehr als 2.700 Gliom-Patienten und 2.400 Meningeom-Patienten teilnehmen, zusätzlich natürlich noch eine Kontrollgruppe. Auch hier wurde mit Einzel-Interviews gearbeitet. Ebenso konnte die Interphone-Studie keine Auskunft darüber geben, wie sich die Handynutzung auf Kinder auswirke und was für Folgen eine sehr intensive Nutzung der Mobiltelefone hätte.

Gerade deshalb gilt die neue Studie aus Frankreich als besonders brisant, weil hier ja davon ausgegangen wird, dass durch intensives und häufiges Telefonieren mit dem Handy das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, deutlich steige. Allerdings gaben die Wissenschaftler aus Frankreich ebenso Entwarnung für Normalnutzer, denn deren Risiko sei gegenüber Personen, die kein Handy nutzen, nicht erhöht.

Muss man dauerhaft auf das Handy verzichten?

Da stellt sich vielen Verbrauchern die Frage, ob man nun dauerhaft auf das Handy verzichten müsse. Fakt ist: Schon kurz nachdem die Daten der Interphone-Studie veröffentlicht wurden, hat das Bundesamt für Strahlenschutz eine Liste mit Empfehlungen für den Umgang mit Mobiltelefonen heraus gegeben. Die wichtigsten Tipps darin:

  • Telefonate mit dem Mobiltelefon möglichst kurz halten.
  • Wer die Wahl hat, sollte auf das Festnetztelefon ausweichen.
  • Wo es möglich ist, sollten lieber SMS verschickt werden, da das Handy dann nicht an den Kopf gehalten wird.

Trotzdem bleibt eine Frage ungeklärt: Wie wirkt sich die Nutzung von Mobiltelefonen langfristig auf die Menschen aus? Dank ständiger Neuentwicklungen und neuer Handys auf dem Markt, ist die Strahlenbelastung in den letzten Jahren stetig weiter abgesunken. Daher müsse diese Frage, so die französischen Forscher, noch weiter untersucht werden.

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