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Rente mit 73 – Neuer Vorschlag zu längerer Lebensarbeitszeit

Rente mit 67? Rente mit 63? Jetzt auch noch Rente mit 73? Wissen Sie noch, wann Sie vielleicht einmal in Rente gehen können? Es gibt einen neuen Vorschlag des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach soll das Rentenalter künftig noch weiter heraufgesetzt werden. Die Kritikerstimmen sind laut und scharf. Aber was genau schlägt das IW vor und warum? IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt ist sich sicher, dass weiter steigende Rentenbeiträge und ein sinkendes Rentenniveau nur durch noch längere Arbeitszeiten vermieden werden könnten. Würde nicht stärker privat und betrieblich vorgesorgt, müsste man das Renteneintrittsalter weiter erhöhen. Bardts Vorschlag: Eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre bis zum Jahr 2030 und sogar auf 73 Jahre bis zum Jahr 2041.

Zu langer Rentenbezug pro höheres Rentenalter?

In der „Bild“-Zeitung, der gegenüber sich Bardt äußerte, beruft man sich auf neue Daten der Rentenversicherung Bund. Aus diesen ginge hervor, dass die heutigen Rentner so lange Rente bezögen, wie nie zuvor. Demnach sei bei Frauen die durchschnittliche Rentenbezugsdauer auf 22,8 Jahre angestiegen, bei Männern auf 18,78 Jahre. 2010 lagen die Zahlen noch bei 22,09 Jahre für Frauen und 17,51 Jahre für Männer.

Andrea Nahles, Sozialministerin des Bundes, plant dagegen die betriebliche Altersversorgung als drittes Standbein der Rentenfinanzierung weiter auszubauen. Sie hat außerdem einen Entwurf zur Flexi-Rente vorgelegt. Dieser soll mehr Menschen dazu motivieren, bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten. Mittlerweile sind schon mehr als die Hälfte der 60- bis 64-Jährigen erwerbstätig. Der Übergang in den Ruhestand soll laut Nahles flexibler werden, um so die Menschen länger im Erwerbsleben zu halten.

IG Metall kritisiert höheren Renteneintritt massiv

Massive Kritik an den erneuten Vorschlägen zur Heraufsetzung des Renteneintrittsalters kommt von der IG Metall. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gewerkschaft, hat auch die passende Begründung: Ein höheres Renteneintrittsalter führt in der Praxis eben nicht zu längerer beruflicher Tätigkeit, sondern vielmehr zu stärkeren Rentenkürzungen. Zudem sei die verlängerte Rentenbezugsdauer ein seit Jahren anhaltender und bekannter Trend. Wird jetzt versucht, den Renteneintritt noch weiter nach hinten zu verschieben, skandalisiere man das bekannte Problem nur unnötig.

Auch Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK übt massive Kritik. Schon jetzt sei die Beschäftigungssituation für Ältere kritisch. Die meisten Menschen haben jetzt schon Probleme, den ausgeübten Job bis 65 oder gar 67 Jahre durchzuhalten. Die Chancen am Arbeitsmarkt sind ohnehin gering, sobald man die 50 Jahre überschritten hat. Noch dazu wächst der Druck auf Arbeitnehmer massiv an, so dass es schon aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, bis ins hohe Alter zu arbeiten. Auch Sabine Zimmermann, Vize-Fraktionsvorsitzende der Linken fordert, die „rentenpolitische Geisterfahrt“ zu stoppen.

Dagegen stehen die Aussagen der Versicherungswirtschaft. Sie hat erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Deutschen künftig länger bis zur Rente arbeiten müssten als heute. Aus ihrer Sicht könne nur ein deutlich späterer Renteneintritt dafür sorgen, dass das Rentenniveau nicht noch weiter sinke und der Steuerzahler nicht über die Maßen belastet werde. Ebenso für den späteren Renteneintritt ist die Junge Union, die Jugendorganisation der CDU. Selbst Finanzminister Wolfgang Schäuble macht sich stark für die Koppelung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung.

Kann ein noch späterer Renteneintritt funktionieren?

Was aber ist mit der Praxis? In dieser müssen immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Arbeit bewältigen. Körperlich und geistig anstrengende Tätigkeiten sind rein praktisch nicht bis jenseits der 70 Jahre zu leisten. Kein Unternehmen wird diese Menschen, die zudem durch altersbedingte Gebrechen häufiger erkranken, langfristig und freiwillig einstellen.

Quelle: dpa

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