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Pflegefachkräfte aus dem Ausland: Wie ist der aktuelle Stand?

Female nurse checking blood pressure of senior woman at home

In Deutschland fehlen massenhaft Pflegefachkräfte. Die Lücke soll teilweise über die Förderung der Einwanderung geschlossen werden. Wie geht es dabei vorwärts?

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland drastisch steigt. Dadurch erhöht sich auch der Bedarf für Pflegefachkräfte dramatisch. Vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Hochrechnungen prognostizieren eine Versorgungslücke von rund 125.000 bundesweit fehlenden Pflegekräften für das Jahr 2025. Im Jahr 2030 können ohne schnelle und wirksame Maßnahmen nach diesen Prognosen rund 490.000 Vollzeitstellen in der Pflege nicht mehr besetzt werden. Das heißt, Deutschland ist bei der Bewältigung des steigenden Pflegebedarfs auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen.

Prinzip Triple-Win Migration: Was hat es bisher gebracht?

Der Gedanke der Triple-Win Migration beruht auf dem Prinzip, allen Beteiligten Vorteile zu verschaffen. Dazu wurden bereits Kooperationen mit mehreren Ländern zur Beschaffung von Pflegekräften aus dem Ausland vereinbart. Außerdem wurde 2019 mit der Etablierung der Deutschen Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (kurz DeFa) ein Anlaufpunkt für die schnelle Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse geschaffen. Die Bilanz des Programms Triple-Win Migration kann erste Erfolge vorweisen. Nach den Daten der Bundesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag ist es in den letzten fünf Jahren gelungen, insgesamt knapp 3.400 Pflegekräfte ins Land zu holen. Mit 1.811 Personen stammt der größte Anteil von den Philippinen. Erfolgreich war auch die Anwerbung von Pflegekräften in Serbien mit 825 Migrantinnen und Migranten. Auf dem dritten Rang der mit dem Programm Triple-Win Migration am erfolgreichsten beworbenen Herkunftsländer landet nach den Angaben der Bundesregierung Bosnien und Herzegowina. Von dort kamen in den letzten fünf Jahren 714 ausgebildete Pflegekräfte ins Land.

In Deutschland arbeiten bereits zahlreiche Pflegekräfte aus dem Ausland

Nach den Angaben der Bundesregierung waren Ende Oktober 2021 (neuere Zahlen liegen nicht vor) in Deutschland mehr als 236.000 Ausländer/-innen in Pflegeberufen in Deutschland beschäftigt. Rund 106.000 Menschen waren als Altenpfleger/-innen tätig. 71.500 ausländische Pflegekräfte arbeiteten in Alten- und Pflegeheimen und rund 20.500 bei ambulanten Pflegediensten. Bei den bedeutendsten Herkunftsländern in Europa rangierte Polen mit einem Anteil von knapp 22.100 entsendeten Pflegekräften ganz vorn. Sie spielen vor allem bei der 24-Stunden-Betreuung in den eigenen vier Wänden eine große Rolle. Rund 17.000 Fachkräfte stammten aus Bosnien und Herzegowina. 15.200 Pflegekräfte steuerte Rumänien bei und aus Kroatien kamen zeitgleich rund 14.600 in Deutschland stationär und ambulant tätige Pfleger/-innen. In Afrika spielte als Herkunftsland nach den Angaben der Bundesregierung Marokko die wichtigste Rolle.

Zahlreiche Länder sind für die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte tabu

Die gezielte Anwerbung ausländischer Pflegekräfte für eine Tätigkeit in Deutschland darf natürlich nicht dazu führen, dass in den Herkunftsländern ein Pflegenotstand bewirkt oder ein bestehender Pflegenotstand verschärft wird. Deshalb ist die Anwerbung in derzeit rund vier Dutzend Ländern verboten. In der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellten Liste finden sich beispielsweise 33 afrikanische Länder. Im Südosten Asiens stehen Bangladesch und Nepal auf der „roten Liste“. Außerdem ist eine Anwerbung in fünf Regionen im Westpazifik, in einem halben Dutzend Ländern am östlichen Mittelmeer sowie in Haiti nicht erlaubt. Deutschland hält sich an diese Liste und fokussiert sich bei der Förderung der Akquise ausländischer Pflegekräfte vor allem auf die Philippinen und neuerdings auch auf Mexiko. Private Pflegevermittlungen konzentrieren sich dagegen auf Osteuropa mit Schwerpunkt Polen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, WHO, Deutscher Bundestag Drucksache 20/2237

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