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Ist der Lehrermangel an Grundschulen bald Geschichte?

Male school teacher standing in an elementary school classroom with a group of school children

Einer aktuellen Prognose der Bertelsmann Stiftung zufolge, soll der Lehrkräftemangel an deutschen Grundschulen schon bald Geschichte sein.

Bereits ab dem kommenden Schuljahr soll der Mangel an Grundschullehrern an vielen Orten überwunden sein. Zuletzt wurden wieder weniger Kinder geboren, so dass es künftig zu einem zunehmenden Überschuss an Lehrerinnen und Lehrern im Primarbereich kommen sollte. Den Angaben zufolge stünden bis 2035 rund 45.800 fertig ausgebildete Lehrkräfte mehr für diesen Bereich zur Verfügung, als benötigt werden, um den Unterricht abzudecken.

Keine Angst vor Arbeitslosigkeit

Aber auch wenn es rechnerisch zu einem Überangebot von Absolventen kommt, müssen sich diese in der Regel nicht um Arbeitslosigkeit sorgen, beruhigen die Studienautoren Klaus Klemm und Dirk Zorn. Durch das Überangebot erhält vielmehr die Politik den Spielraum für Qualitätsverbesserungen, der bis dato noch fehlt.

Lehrkräfte könnten demzufolge für den Ausbau der Ganztagsangebote genutzt werden oder es könnte mehr Personal an Schulen in sozialen Brennpunkten eingestellt werden. Zudem schlagen die Experten vor, die Grundschullehrer auch für den Einsatz in fünften und sechsten Klassen weiterzubilden.

Deutliche Unterschiede zur KMK-Einschätzung

Allerdings weicht die Bertelsmann Stiftung mit ihren Berechnungen deutlich von der erst Ende 2023 vorgelegten Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) ab. Diese hatte für das Jahr 2035 lediglich einen Überschuss von 6.300 Absolventen vorhergesagt.

Die demografische Entwicklung, die sich in den KMK-Berechnungen noch nicht niedergeschlagen hatte, wird als Hauptursache für die unterschiedlichen Zahlen angegeben. So gingen die Geburtenzahlen 2022 und 2023 um mehr als 100.000 Geburten mehr zurück, als in den statistischen Länderangaben prognostiziert. Die Studienautoren schreiben die geringeren Schülerzahlen in ihrer Prognose auch für die Folgejahre fort.

Zwischen 2029 und 2032 soll der Bedarf an Neueinstellungen besonders stark abnehmen. Danach geht die Bertelsmann Stiftung wieder von mehr Neueinstellungen aus, weil vermehrt Lehrkräfte in den Ruhestand wechseln.

Eine gewisse Wanderungsbewegung ist bereits einkalkuliert, „exogene Schocks, die große Fluchtbewegungen auslösen, wie ein neuer Krieg und Katastrophen“, wurden jedoch nicht mit eingerechnet. Zu beachten ist außerdem, dass sich die Zahlen auf ganz Deutschland beziehen, so dass passgenaue Entwicklungen in einzelnen Regionen nicht berücksichtigt werden. Dafür benötigt man differenziertere Berechnungen. So kann man beispielsweise in Großstädten eine Überversorgung finden, wohingegen man auf dem Land weiter händeringend nach Lehrkräften sucht.

Berechnungen gelten nur für Grundschulen

Nach den zuletzt oft eher negativen Nachrichten rund um das Bildungssystem, wie etwa die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie, sind diese Prognosen laut Zorn jedoch „ein Lichtblick“. Trotzdem kann die Prognose nicht auf andere Bereiche ausgedehnt werden, wo die Personallage vermutlich weiterhin angespannt bleiben wird. Insbesondere an den weiterführenden Schulen gehen die Experten noch längerfristig von einem großen „Mangel an Lehrkräften“ aus.

Quelle: dpa

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