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Die gendergerechte Sprache und Schreibweise hat viele Grenzen

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Bietet die deutsche Sprache überhaupt die Möglichkeit, überall die neuerdings geforderte Gendergerechtigkeit zu wahren oder gibt es auch Grenzen?

Bei der korrekten Gendersprache in Deutsch gibt es eine ganze Reihe von Grenzen. Eine weitere Problematik zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag auf. Es fehlen bundesweit einheitliche Regelungen für das gesamte Bildungswesen. Lediglich für die Anwendung einer gendergerechten Sprache in den Formularen staatlicher Behörden wurden Anweisungen herausgegeben, die in der gesamten Bundesrepublik gelten. In der Folge ist ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Anwendungen und Schreibweisen entstanden.

Ein gravierendes Problem: Bei vielen Begriffen gibt es nicht alle Varianten

Ein sehr wichtiges Problem wurde in der Antwort der Bundesregierung nicht angesprochen. Zu vielen Begriffen gibt es keine offizielle weibliche oder keine männliche Form. Gute Beispiele dafür sind alle Bezeichnungen für Menschen, die auf „ing“ enden. Denken wir dabei nur an die häufig verwendeten Begriffe Säugling, Flüchtling und Lehrling. Sie sind durchweg männlich. Wer gendergerecht formulieren möchte, muss sich nach Alternativen in Form komplett anderer Wörter umschauen. Das gilt beispielsweise auch für die Bezeichnungen Star (Kunst) sowie Fan. Andere Begriffe sind in der weiblichen Form schlicht und einfach ungewohnt. Beispiele dafür stellen die Vorständin und die Gästin dar. Sie stehen im Duden, kommen aber in der Praxis kaum zum Einsatz. Wer denkt, dass er an die männliche Form zur Bildung der weiblichen Form grundsätzlich nur die Endung „in“ anhängen muss, liegt falsch. Dabei verändern sich bei einigen Begriffen die Bedeutungen. Ein gutes Beispiel dafür liefert der Ober (Kellner), der beim Anhängen von „in“ zur Oberin und damit zur Klostervorsteherin wird.

Korrekte Schreibweise in der gendergerechten Sprache: So geht’s

Bei der gendergerechten Schreibweise verweist die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Statements des Rats für deutsche Rechtschreibung (kurz RdR). Er verwendet in seinen Hinweisen stets sowohl die männliche als auch die weibliche Form. Diese Variante ist allein schon deshalb empfehlenswert, weil sie einerseits das Erlernen der deutschen Sprache nicht erschwert und andererseits bei der maschinellen Übersetzung von Texten im Internet keine Probleme bereitet. Von der Verwendung aller Schreibweisen mit Gendersternchen, Senkrechtstrichen sowie Großbuchstaben innerhalb der Begriffe rät der Rat für deutsche Rechtschreibung ab. Ist man beispielsweise mit der abgekürzten Schreibweise „Lehrer/-innen“ oder „Lehrer/innen“ auf der sicheren Seite? Bisher galt die Variante mit Schrägstrich und Bindestrich als korrekt. Doch selbst die Duden-Redaktion scheint sich inzwischen nicht mehr sicher zu sein, denn sie markiert bei der Onlineprüfung beide Varianten als falsch. Dort gibt es lediglich bei der Schreibweise „Lehrer|in“ keine Korrekturhinweise. Das dürfte viele Menschen irritieren, da es derzeit (Stand Ende Oktober 2022) die Autokorrekturen aller gängigen Schreibprogramme als Fehler markieren.

Was also tun, um gendergerecht zu reden und zu schreiben?

Letztlich bleibt nur die vom Rat für Rechtschreibung angewendete Vorgehensweise übrig, stets die weibliche und die männliche Form zu nutzen. Aber führt das zu einer Gendergerechtigkeit im Sinne des Artikels 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland? Nein, das tut es nicht, denn davon könnten sich diejenigen nicht angesprochen fühlen, die sich selbst keinem der beiden Geschlechter zuordnen und den Eintrag „divers“ in den amtlichen Dokumenten haben. Würde man bei einer rigorosen Grammatikreform sämtliche geschlechterspezifischen Artikel und Endungen abschaffen, würde das ebenfalls zu einer Genderungerechtigkeit führen. Dann fühlen sich wiederum Menschen benachteiligt, die sich selbst eindeutig einem der klassischen Geschlechter (männlich und weiblich) und nicht der Variante „divers“ zuordnen. Fazit: Eine orthographisch und grammatikalisch korrekte Lösung für eine komplette Gendergerechtigkeit in der deutschen Sprache gibt es aktuell nicht. Ob in naher Zukunft eine Lösung gefunden werden kann? Das ist eher unwahrscheinlich.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 20/4130, Duden, Rat für deutsche Rechtschreibung

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