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Depressionsatlas der TK veröffentlicht

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat den Depressionsatlas Deutschland vorgestellt – mit erschreckendem Ergebnis. Grundlage für die ausgewerteten Daten waren die Krankschreibungen von 4,1 Millionen Erwerbstätigen, die bei der TK versichert waren. Dem aktuellen Bericht zufolge ist die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Depressionen in der Zeit von 2000 bis 2013 um 70 Prozent angestiegen. Bei den Erwerbstätigen, die Antidepressiva verschrieben bekamen, zeigte sich sogar eine Steigerung um ein Drittel auf nun sechs Prozent.

Neben den absoluten Zahlen wurden auch regionale Daten herangezogen. So ergab sich, dass in Hamburg die meisten Fehltage aufgrund von Depressionen entstanden, nämlich im Schnitt 1,42 Fehltage. In Schleswig-Holstein und der deutschen Bundeshauptstadt Berlin lag die Zahl der Fehltage wegen Depressionen mehr als zehn Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Besonders gut schnitt dagegen Baden-Württemberg ab, wo nur 0,84 Fehltage aufgrund von Depressionen entstanden. Bayern und Sachsen wiesen ebenfalls rund zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegende Zahlen auf.

Lange Fehlzeiten durch Depressionen

Die TK schreibt in ihrem Report, dass von Depressionen deutlich weniger Menschen betroffen seien, als von klassischen Erkältungskrankheiten oder Rückenschmerzen. So erhalten nur 1,6 Prozent der Erwerbstätigen laut TK diese Diagnose. Wenn sie allerdings gestellt wird, fallen sehr lange Fehlzeiten an, im Durchschnitt sind es 64 Tage.

Zudem zeigt der Depressionsatlas Deutschland, dass in einigen Berufsgruppen Depressionen besonders häufig auftreten. So gab es in Callcentern im Schnitt 2,8 Fehltage wegen Depressionen, in der Altenpflege 2,5 Fehltage. In Erziehungsberufen wurden Erwerbstätige wegen Depressionen im Schnitt 1,6 und in Sicherheitsberufen 1,4 Tage lang krankgeschrieben.

Wo gibt es die meisten Depressionen?

Zudem untersuchte die TK in ihrem aktuellen Bericht, ob es Unterschiede in den Ländern gebe. Diese zeigten sich teils deutlich. Die Fehlzeiten lagen 2013 in den baden-württembergischen Städten Pforzheim, Mannheim und Rottweil deutlich über dem Bundesdurchschnitt, obwohl das Bundesland insgesamt die wenigsten Fehltage auswies.

Allerdings könne man von den Zahlen ausgehend nicht auf tatsächlich vermehrte Depressionserkrankungen schließen, gibt auch die TK zu bedenken. Die Zahlen sollten sehr zurückhaltend interpretiert werden. Unterschiede in der ärztlichen Versorgung, einzelne Ärzte, die die Diagnose häufig stellen oder Depressionen besser erkennen, könnten die Zahlen verfälschen.

Treten Depressionen häufiger auf?

Die TK erklärte weiterhin, dass die Zahl der psychisch bedingten Fehlzeiten zunehmen würde, ebenso die Verordnung von Antidepressiva. Allerdings könne man daraus nicht schließen, dass mehr Menschen unter Depressionen leiden. Das zeigen auch große Studien, die im Laufe der Jahrzehnte keinen Anstieg bei den Depressionen verzeichnet haben. Stattdessen trauen sich scheinbar mehr Menschen, über ihre Probleme zu sprechen, statt diese hinter körperlichen Beschwerden, wie Tinnitus oder chronischen Rückenschmerzen, zu verstecken. Jens Baas, der Vorstandsvorsitzende der TK erklärte, dass die Diagnostik insgesamt besser geworden sei. Seien die Depressionen bisher aufgrund der geringen Bereitschaft der Patienten, über ihre Probleme zu sprechen, als somatisch abgetan wurden, werden sie heute häufiger als psychische Belastung erkannt.

Innerhalb von 14 Jahren sollen sich laut TK-Report zudem die Unterschiede zwischen den Ländern verringert haben. Das könnte darauf hindeuten, dass sich die Lebensumstände in den Ländern immer mehr angleichen, aber ebenso darauf, dass diagnostische und therapeutische Strategien der behandelnden Ärzte sich zunehmend ähneln.

Quelle: Stern

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